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Tiberius Claudius Nero

Herrschaft und Wirken II (Die Affäre Seianus)

Zum grössten Problem von Tiberius' Herrschaft entwickelte sich die Affäre Seianus. Der Prätorianerpräfekt Seianus wurde seit 15 n.Chr. für alle sichtbar zum engsten Berater des Kaisers. Dies umsomehr, als Drusus der Jüngere, verstarb. Im Jahre 23 konnte er erreichen, dass alle Prätorianerkohorten in einer Kaserne in Rom stationiert werden konnten. Forthin bezeichnete Tiberius den Präfekten vor dem Senat als seinen Arbeitspartner.

Mit dem Aufstieg Seianus wurden auch dessen Schattenseiten für das Reich spürbar. Er nutzte die Ängstlichkeit des Kaisers vor Verschwörungen um sich seiner eigenen Feinde durch Hochverratsprozesse zu entledigen. Die Grenzen seines Einflusses auf Tiberius lassen sich aber darin erkennen, dass dieser ihm 25 n.Chr. die Heirat mit Livilla (Livia Iulia), der Witwe des jüngeren Drusus, nicht erlaubte.

Den letzten grossen Machtzuwachs konnte Seianus 26 n.Chr. geniessen. Angewidert vom Umgang mit den Senatoren und seiner herrschsüchtigen Mutter Livia Drusilla, die seit Augustus' Adoption den Namen Iulia Augusta führte, zog sich Tiberius in seine Juppitervilla auf der Insel Capri zurück.

Diese Flucht vor der Öffentlichkeit nährte im ganzen Reich Gerüchte über sein Leben und besonders seine sexuellen Vorlieben. Entscheidender jedoch war, dass Tiberius von nun an das Reich per Depesche regierte. Regelmässig liess er sich aus Rom berichten und erteilte seine Anweisungen schriftlich. Dadurch gelang es Seianus in bis dato nie gewohnte Machtsphären aufzusteigen. Er kontrollierte nun den Zugang zum Kaiser und natürlich auch die Korrespondenz von und nach Capri.

Seianus liess den Kaiser glauben, dass seine Hauptfeinde Agrippina die Ältere und ihr Söhne Nero Caesar und Drusus Caesar seien. Der Grund dürfte die noch immer anhaltende Popularität des Germanicus gewesen sein. 26 n.Chr. verweigerte Tiberius Agrippina erneut die Heirat und wurde drei Jahre später auf Geheiss des Seianus vor Gericht gestellt. Der Anklagepunkt gegen Nero Caesar lautete sexuelle Perversion, der gegen seine Mutter verräterische Umtriebe. Obwohl der Prozess in der Bevölkerung grosse Empörung auslöste, wurden beide verurteilt und auf die pontischen Inseln verbannt. Zwei Jahre zuvor war schon Drusus Caesar in Rom verhaftet und eingekerkert worden. Vier Jahre später waren alle drei tot. Nur der dritte Sohn des Germanicus, Gaius, hatte die Justizmorde überlebt.

31 n.Chr. übte Seianus gemeinsam mit Tiberius das Konsulat aus, obwohl ersterer als Ritter nicht in den Senat gewählt werden konnte. Nach Ende des Konsulats erhielt er vermutlich die gleiche Machtbefugnis, die Augustus seinerzeit Tiberius verliehen hatte. Damit war auch der Weg frei um Livilla heiraten zu können. Doch Seianus hatte seinen Zenit bereits überschritten.

Durch eine vertrauliche Mitteilung von Livillas Mutter Antonia erfuhr er von Seianus' Plänen den jungen Gaius Germanicus beseitigen zu lassen um einen besser formbaren Thronfolger zu generieren. Im Gespräch war Tiberius Gemellus, der zwölfjährige Sohn des jüngeren Drusus.

In Kenntnis dieser und einiger anderer Umstände übertrug Tiberius die Befehlsgewahlt der Prätorianergarde an Naevius Sertorius Macro, einem anderen Vertrauten des Kaisers. Am 18. Oktober 31 n.Chr. tauschte Macro die Prätorianer gegen die nächtliche Feuerwache aus und überreichte den schriftlichen Befehl Tiberius'. Die Senatoren waren wiederum im unklaren gelassen, da sie den plötzliche Meinungswechsel nicht deuten konnten. Was hatte der Kaiser vor? Wollte er die Loyalität der Senatoren testen?

Seianus wurde ohne weiteres Aufsehen verhaftet und kurzerhand im Gefängnis exekutiert. Es folgten weitere Prozesse und Todesurteile, die seiner Anhänger- und Verwandtschaft das Leben kostete. Die Affäre Seianus war damit offiziell beendet.

Portraitbüste des
Kaisers Tiberius
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser"

 

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(PL)