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EINLEITUNG |
Flavius Iulius Constantius (II.) Herrschaft
II (Religion) Constantius
war tief religiös und deshalb an theologischen Fragestellungen
interessiert. Persönlich hing er dem Arianismus an und sorgte für
dessen Verbreitung innerhalb seines Machtbereiches. Arius, der Begründer
dieser christlichen Religionsauffassung, war 336 verstorben und in
seinem Geiste führte Constantius die Mission weiter. Auf dem Konzil
von Nicaea wurde die Lehre noch von seinem Vater verurteilt und Arius
aus der Kirche ausgeschlossen; doch nun war er rehabilitiert worden.
Constantius suchte einen Religionsfrieden und Ausgleich herbeizuführen.
Sein Ziel war es, die Mehrheit der einflussreichen Kirchenkreise
hinter sich zu bekommen. Im
Jahre 341 trafen sich deshalb 97 griechische Bischöfe mit ihm in
Antiochia, wo sie die von Konstantin d.Gr. begonnene Kathedrale
einweihten. Ihre eigentliche Aufgabe war jedoch der Entwurf einer Ergänzung
zum Glaubensbekenntnis von Nicaea. Obwohl sie beteuerten keine Arianer
zu sein, wurde daraus ein Angriffspamphlet auf die Gegner des Arius.
Der vom Kaiser erhoffte Frieden trat nicht ein und die christliche
Kirche stand vor der Spaltung. Die Westkirche hielt die Griechen für
spitzfindig und reine Arianer, die Ostkirche wiederum lehnte die
Vorherrschaft des Papstes ab. Konstantin
d.Gr. hatte zudem zahlreiche Bischöfe verbannt und Constantius zögerte
sie wieder einzusetzen. Er ahnte die Probleme, die sich damit ergeben
würden, wenn römische Bischöfe auf ihre mittlerweile von Arianern
besetzten Posten zurückkehrten. Um
der latenten Krise Herr zu werden beriefen Constans und Constantius
342 das Konzil von Serdica (Sofia) ein. Die Streitereien gingen
aber auch dort weiter und man belegte sich gegenseitig mit Bannflüchen.
Unter dem Druck der Kaiser - sie mussten sogar Truppen aufmarschieren
lassen - kam es schliesslich zu einer vorsichtigen Annäherung, die
von beiden Seiten stillschweigend Zugeständnisse einforderten. Ein
Konzil in Sirmium 351 brachte auch keine Entscheidung. Nach dem Sieg
über Magnentius wurde Valens, der arianische Bischof von Mursa
Maior (Osijek), zum engsten Berater des Constantius in
theologischen Fragen. In
den folgenden Jahren konnte der Arianismus seine Position ausbauen.
Die Synoden von Arelate
353 und Mediolanum (Mailand) zwei Jahre darauf waren für Constantius ein
voller Erfolg. Athanasios, der Bischof von Alexandria, wurde wieder
einmal verurteilt und 356 - auch nicht zum ersten Mal - gewaltsam aus
seinem Amt entfernt. Athansios floh in die Wüste und verfasste
zahlreiche Schmähschriften auf den Kaiser und seine arianischen
Berater. Ihm folgte Georgios von Kappadokien nach, ein fanatischer Anhänger
des Arianismus. Auch die wichtige Stadt Antiochia erhielt 357 einen
arianischen Bischof. Selbst
Konstantinopel blieb von den Auseinandersetzungen nicht verschont und
Bischof Paulus musste ebenfalls die Flucht ergreifen. In den folgenden
Jahren blieb der Bischofsstuhl ein heisses Pflaster. Paulus, Eusebius
von Nikomedia und Macedonius machten ihn sich gegenseitig streitig.
Die Folge waren blutige Unruhen, die Constans 345 für seine Zwecke
ausnützte und offen mit Krieg drohte. Constantius, der sich keine
Auseinandersetzung leisten konnte, musste nachgeben und liess die
Vertriebenen zurückkehren. Bis zum Sieg über Magnentius 353 liess
der Kaiser die Religionspolitik weitgehend ruhen. Unterstützung
bekamen die Arianer von Aetius, einem Logiker aus Antiochia, der
Gottvater und Gottsohn als nicht wesensgleich erklärte. Damit stand
er nicht nur im krassen Gegensatz zu den Ergebnissen des Konzils von
Nicaea, sondern er unterlief damit auch die Kompromissvorschläge des
Constantius. Weiterer Aufruhr unter den Gläubigen war die Folge.
Diese als Ungleichheitslehre bekannte theologische Formel veranlasste
Basileios, den Bischof von Ankyra (Ankara) sofort beim
kaiserlichen Hof in Sirmium zu protestieren. Er schaffte es,
Constantius davon zu überzeugen, dass nur die Wesensgleichheit die
Kirche vor einer Spaltung retten könne. Dies
liess naturgemäss Bischof Valens nicht auf sich sitzen und
intervenierte ebenfalls am Kaiserhof. So wurde 357 von Constantius
erneut ein Konzil in Sirmium einberufen, dessen Ergebnisse
prompt zu einer Gegensynode in Ankyra (Ankara) führten. Schon
hatte man sich auf eine neue Synode in Nikomedia verständigt, wurde
diese Stadt durch ein Erdbeben zerstört. Nun konnten sich die
Fraktionen nicht einmal mehr auf einen gemeinsamen Tagungsort einigen. Die
Westbischöfe trafen sich in deshalb in Ariminum (Rimini), die
des Ostens im kilikischen Seleukia. Valens agierte dabei äusserst
geschickt. Er vermied die theologische Formel ousia (grch.
Wesen) und begnügte sich mit der Aussage, von der Gleichheit. So
schaffte er es auch die Westkirche auf diese eindeutig arianische
Meinung hinzutrimmen. Der Kaiser zwang anschliessend den Bischöfen
das Ergebnis des Konzils auf, die nur mit Bedenken zustimmten.
Widerstand wurde nicht geduldet. Selbst Liberius, der Bischof von Rom,
wurde für einige Zeit verbannt, als er sich weigerte mit Athanasius
zusammenzuarbeiten. Constantius sah vor allem in den beteiligten
Personen das Problem, nicht in der Theologie an sich. Der
einzig wirkliche Gegner dieses Kompromisses war Basileios von Ankyra,
der aber nun auch keine Unterstützung beim Kaiser fand. Er und seine
Anhänger verloren im weiteren die Kontrolle über ihre Bistümer und
allen Einfluss. Schliesslich wurden sie verbannt. Die Staatsräson vor
Augen, war Constantius mit der Formulierung des Valens einverstanden
gewesen. Schliesslich wünschte er sich nichts sehnlicher, als inneren
Frieden. Dennoch
machte sich Erbitterung breit und das neue Glaubensbekenntnis konnte
sich nicht wirklich durchsetzen. Athanasios, Hilarius von Poitier und
Lucifer von Calaris weigerten sich es in ihren Gebieten einzuführen
und beschimpften den Kaiser als Antichristen und „Sohn der
Pestilenz“. So brachte das Jahr 360 Athanasios und Basileios, die
beiden energischsten Gegner der Arianer, zusammen. Gemeinsam bekämpften
sie diese Lehre, die jedoch auch Constantius Tod noch mehr als zwanzig
Jahre lang überdauern sollte. Wenn
es ums Geld ging, zogen übrigens alle Fraktionen an einem Strang. 360
wurden Constantius die Forderungen zuviel und er hob die
Steuerfreiheit der Kirchengüter auf. Auch musste ein städtischer
Amtsinhaber zwei Drittel seines Vermögens dem Staat abliefern, wenn
er Priester werden wollte. Damit sollte verhindert werden, dass sich
die Honoratioren von den finanziellen Verpflichtungen
gegenüber den Städten entzogen. Die
von Konstantin begonnene grosse Palastkirche von Konstantinopel
wurde unter Constantius eingeweiht, der dabei staatstragendes
Verhalten der Bischöfe einmahnte. Das Gebäude sollte rasch durch
einen Neubau ersetzt werden, der unter dem Namen „Hagia Sophia“
(Heilige Weisheit) von Theodosius II. 415 eingeweiht wurde. Diese
brannte 532 ab und Iustianian liess den noch heute bekannten Bau
errichten. Im wesentlichen veranlasste Constantius den Bau von nur
wenigen Kirchen. Dafür konnte er zahlreiche Bauten seines Vaters
vollenden. Viel lieber bedachte er die vorhandenen Kirchen mit prächtigen
Inneneinrichtungen Die Religionspolitik des Constantius wirkte sich selbstverständlich nicht nur auf Christen, sondern auch auf die Anhänger der alten Kulte - nun Pagani (Heiden) genannt - aus. Während der ersten dreizehn Jahre seiner Regierung, gab es fast keine Massnahmen, die sie direkt betrafen. Antiheidnische Erlasse stammten in jener Periode aus der Quelle Constans, wie das erstmalige Kultverbot von 341. Nach der Erringung der Alleinherrschaft änderte
Constantius seine Strategie. Es wurden immer mehr Opferverbote
erlassen und drakonische Strafen gegen Zauberei verhängt. 356
kulminierte die Politik in einem völligen Verbot der alten Kulte und
der Schliessung der Tempel. Die Folge war ein Sturm der christlicher
Fanatiker auf die alten Heiligtümer. Viele wurden zerstört und an
ihrer Stelle neue Kirchen errichtet. Das
Problem für den Kaiser dabei war, dass die Senatsoligarchie in Rom
zum überwiegenden Teil immer noch heidnisch ausgerichtet war. Da
Constantius auf die in ihrer Tradition verhafteten Senatoren nicht
vollständig verzichten konnte, kam es zu einigen Zugeständnissen.
Ein Beispiel dafür war die Aufnahme des bekennenden Heiden Themistios
in den Senat von Konstantinopel. Ein Rombesuch 357 änderte noch einmal die Einstellung des Kaisers gegenüber den Heiden. Beeindruckt über die grossartigen alten Bauwerke, stellte er die meisten Kulte wieder her. Die Priester erhielten die Privilegien zurück und die leeren Posten wurden aufgefüllt, denn der Kaiser war trotz Christentum immer noch der Pontifex Maximus. Die gegen die Heiden gerichteten Erlasse wurden zu totem Recht erklärt.
Lediglich das Weihrauchopfer am Victoriaaltar in der stadtrömischen
Kurie liess er nicht mehr zu. Diese Entscheidung sollte noch dreissig
Jahre lang für Zündstoff in Rom sorgen. Weiter
vorgegangen wurde gegen Zauberer und Magier, die schon Diocletian ins
Visier genommen hatte. Allgemein wollte man Aberglauben, Orakelwesen
und Wahrsagerei zurückdrängen. Es scheint, dass auch christliche
Mitbürger sich diesen uralten Bräuchen nicht entziehen konnten. In
jenen Tagen wurden Verschwörungen gerne im Lichte der Magie gesehen,
weil man der Meinung war, dass sie sich ansonsten eigentlich gar nicht
hätten entwickeln können. Dabei muss festgehalten werden, dass Verwünschungen
ein elementarer Bestandteil der Volksreligion waren und bereits zu
Zeiten der Republik die Gerichte nur allzu oft befassten. 357
sorgte die Aufhebung des für die Oberschicht geltenden Folterverbotes
für Aufsehen, wenn diese der Zauberei oder der Wahrsagerei verdächtigt
wurden. Es war völlig unerheblich, ob man selbst Magie praktiziert
hatte oder einfach nur bei jemand solchem um Rat gefragt hatte. |
Follis (3,19 g) des Constantius II. Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Auktionshaus H.D.Rauch betrug 28,00 EUR |
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Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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