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PERSONEN
Gegenkaiser


Imperialer Adler HERRSCHAFT

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Flavius Claudius Constantinus (III.)

* unbekannt
+ 411 in Ravenna (hingerichtet)
Gegenkaiser im Westen zu Kaiser Honorius 2.Hälfte 407 bis 411

Herkunft, Jugend & Karriere

Die Herkunft von Flavius Claudius Constantinus ist unbekannt. Ins Licht der Geschichte rückte der einfache Soldat im britannischen Heer erst, nachdem die Kurzzeitgegenkaiser Marcus und Gratianus ermordet worden waren. Die Truppen riefen ihn in der zweiten Jahreshälfte 407 zu ihrem Herrscher aus.

Herrschaft

Um seine Herrschaft auszudehnen und damit auch den römischen Einfluss wieder in Gallien zu festigen, setzte er mit dem grössten Teil der britannischen Provinzialarmee über den Ärmelkanal. Nachdem die meisten hohen Beamten des Honorius angesichts der germanischen Invasionen die Flucht Richtung Italien angetreten hatten, liefen die in Gallien stationierten Heeresabteilungen ohne zu zögern zu Constantinus über. Damit hatte er ohne Probleme seinen Herrschaftskreis auf die meisten gallischen Gebiete ausgedehnt.

Constantinus legte sein Hauptquartier und damit den Regierungssitz nach Arelate und erneuerte die Münzprägeanstalten in Lugdunum (Lyon) und Treveri (Trier). Die vereinigten britannischen und gallischen Truppen konnten dann auch über die eingedrungenen Germanenstämme bedeutende Siege erringen und dadurch andere Stämme zu Klientelverträgen anhalten.

Kaiser Honorius rüstete derweilen gegen den Usurpator im Nordwesten des Reiches und schickte eine Armee unter der Führung des Westgoten Sarus nach Gallien. In mehreren Gefechten schlug er die Feldherrn des Constantinus, doch die Belagerung des südgallischen Valentia (Valence) - wo sich der Gegenkaiser gerade aufhielt - schlug fehl.

Schlussendlich gelang es dem Feldherrn Gerontius und dem zum Caesar ernannten Sohn des Constantinus, Constans, die kaiserlichen Truppen in Spanien zu schlagen. Wohl für weitere Aktionen in der südwestlichen Provinz kampierte man 408 in Caesaraugusta (Zaragoza), ehe man nach Gallien zurückgerufen wurde. Als Belohnung für den Sieg wurde Constans zum Augustus befördert.

Derart gestärkt trat Constantinus mit Honorius in Ravenna in Verhandlungen. Angesichts der Bedrohung durch Alarich, musste der Kaiser des Westreiches dem Ansinnen um Anerkennung als rechtmässiger Herrscher und Zubilligung des Konsulates für das Jahr 409 zustimmen. Nach diesem Formalakt liessen Constantinus und Constans Münzen mit der Aufschrift Victoria AAAAVGGGG (Sieg der vier Kaiser) prägen. Als Gegenleistung versprach man Honorius die dringend benötigte Waffenhilfe gegen Alarich. Im Geheimen jedoch schien Constantinus an der Invasion Italiens gebastelt zu haben, denn als sich der magister equitum (oberster Kommandeur der Reiterei) des Honorius für einen solchen Plan erwärmen konnte, liess ihn der Kaiser in Ravenna umgehend beseitigen.

Unterdessen haderte der Feldherr Gerontius mit seinen eigenen Leuten. Zwischen den inhomogenen Truppenkontingenten war es zu Reibereien gekommen (ein Teil wollte nicht gegen Stammesbrüder kämpfen), sodass die äussere Kampfkraft deutlich litt. So konnte er den Ansturm mehrerer Germanenstämme kaum etwas entgegensetzen. Die vandalischen Aslingen und Silingen, sowie Sueben und Alanen drangen daraufhin in Spanien ein.

Um das Blatt zu wenden und in den Truppen wieder Disziplin einkehren zu lassen, sandte Constantinus seinen Sohn nach Spanien um das Oberkommando zu übernehmen. Doch Gerontius weigerte sich dem Befehl nachzukommen, desertierte mit den meisten Truppen und liess 409 den erfahrenen Beamten Maximus zum Kaiser ausrufen. Nachdem dessen Herrschaft in Spanien einigermassen gefestigt war, zog Gerontius nach Gallien und vereinigte seine Truppen mit jenen germanischer Verbündeter.

Unterdessen gelang es den kaiserlichen Truppen Constans zu ergreifen ihn umzubringen, ehe sie Constantinus (gemeinsam mit seinem zweiten Sohn Iulianus) in Arelate belagerten. Doch wiederum gelang es die Belagerer nach Spanien zurückzuschlagen. Durch diese Niederlage begannen die Soldaten des Gerontius zu meutern und nachdem man das Haus, in das er sich geflüchtet hatte, anzündete, nahm er sich gemeinsam mit seinem alanischen Gefolgsmann das Leben. In diesen Wirren wandten sich auch die Anhänger des Maximus gegen ihren Gegenkaiser und setzten ihn ab.

Nachdem Honorius der Selbstzerfleischung seiner Gegner zugesehen hatte, marschierten die kaiserlichen Truppen unter der Führung von Constantius III. und Ulfilas wieder nach Gallien und belagerten Arelate. Selbst ein Entsatzheer aus Alamannen und Franken unter dem Kommando des fränkischen magister militum (Heermeister) Edobicus konnte Constantinus nicht befreien und die Lage in der Stadt wurde immer prekärer.

Tod

Um der drohenden Gefangennahme zu entgehen, suchte Constantinus unter Geheimhaltung in einer Kirche Asyl und liess sich im Schnellverfahren zum Priester weihen. Kurz darauf kapitulierten die Verteidiger. Der Winkelzug des Constantinus ging vorerst tatsächlich auf. Die Feldherrn des Honorius respektierten die Priesterweihe und brachten ihn samt seines Sohnes nach Ravenna. Als jedoch der Kaiser von der Hinrichtung einiger seiner Vettern erfuhr, nahm er seinen Pardon zurück und liess die beiden im Jahre 411 vor der Stadt durch das Schwert töten.

Bewertung

Die Beurteilung der antiken Historiker fiel fast mehr dürftig als negativ aus. Eigentlich warf man ihm nur pauschal Masslosigkeit und Unberechenbarkeit vor, was angesichts der politischen Wirren kein Wunder darstellt. Im Ostreich war Constantinus nie anerkannt und man verbat sich ohnehin alle Vereinbarungen, die Honorius mit ihm getroffen hatte.

Die vorübergehende Stabilisierung der Rheingrenze durch Constantinus hatte für das Westreich weitreichende Folgen. Da die meisten Truppen aus Britannien hierfür abgezogen worden waren und Kaiser Honorius ihnen keinen Ersatz mehr bieten konnte und wollte, separierte sich die Insel zusehends vom Imperium als zwar römisch geprägter, aber dennoch unabhängiger Staat.

Münzportraits von Constantinus III.
(c) incognitus


Quellen: M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)