Version LX

DIE KRIEGE ROMS
Der erste Dakerkrieg Trajans


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Der dritte Feldzug

Das Hauptkontingent der römischen Angriffsarmee war während des zweiten Feldzuges in ihren Marschlagern in Dakien verblieben. Da sich nun zwischen Argentorate (Strassburg) und Dakien lediglich zwei Legionen (legio XIV Gemina in Vindobona (Wien) & legio XV Apollinaris in Carnuntum (Petronell)) mit verminderter Mannschaftszahl befanden, ergab sich für die Römer ein erneutes Problem. Für den Notfall musste der pannonische Raum besser abgesichert werden, zumal die erfahrenen Auxiliareinheiten in den Grenzfestungen für den Dakerkrieg abgezogen wurden und wohl nur durch frische Rekrutenkontingente ersetzt worden waren. Deshalb ordnete Trajan die Verlegung der legio X Gemina aus Noviomagus in Richtung Aquincum (Budapest) an.

Der dritte Feldzug des Krieges war der komplexeste von allen und lässt sich in vier unabhängige, jedoch parallel verlaufende, Handlungsstränge einteilen. Drei davon wurden von den Römern initiiert, einer von Decebalus. Im Frühjahr 102 überquerte der Kaiser mit den aus Untermoesien zurückkehrenden Truppen sowie der aus Bonna (Bonn) via Vindonissa angereisten legio I Minvervia bei Viminacium bzw. Lederata mittels einer Pontonbrücke die Donau.

Der eigentliche Begin des Feldzuges erfolgte erst jetzt mit den militärisch-religiösen Zeremonien, die der Kaiser im Marschlagerkomplex von Berzobis in der Hateg-Ebene persönlich vornahm. Später sollte an dieser Stelle die neue römisch-dakische Hauptstadt Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa entstehen.

Von dieser Position aus rückte Trajan mit dem Hauptkontingent seiner Angriffsarmee über das Gebiet der unteren Strei zum mittleren Mures-Tal vor, wo sich der Zugang zum dakischen Festungsgürtel befand. Entlang des Apa-Gradistii-Tales wurden die gegnerischen Befestigungsanlagen und Siedlungen dem Erdboden gleichgemacht. Auch in den Bergen rundum wimmelte es von Wach- und Beobachtungstürmen, die allesamt besetzt wurden.

Da sich der Dakerkönig nun direkt bedrängt sah, versuchte er auf dem Weg von Verhandlungen zu retten was noch zu retten war. Er schickte Mitglieder des dakischen Adels zu Trajan und erbat eine Konferenz. Die Römer nahmen das Angebot an und bevollmächtigten Licinius Sura und den Prätorianerpräfekten Livianus für Verhandlungen. Die Konferenz kam jedoch nicht zustande, da Decebalus nicht persönlich erschien und nur Stellvertreter (wohl ohne Verhandlungsmandat) schickte. Wahrscheinlich wollte der Dakerkönig nur Zeit gewinnen.

Parallel zum Vorrücken Trajans gegen das dakische Zentrum unternahm Lusius Quietus mit seiner für den Gebirgskampf spezialisierten Maurenkavallerie einen ausserordentlichen Angriff anderorts. Vermutlich stiess er entlang der Strei talaufwärts vor und erreichte dabei das gebirgige Gebiet südlich von Sarmizegetusa. Das Vorhaben konnte nur durchgeführt werden, da die Römer bereits die Kontrolle über die Senke von Petroseni und die wichtige Bergfestung von Banita hatten. Trajans Kalkül war es wohl, die dakischen Kräfte zur Spaltung zu zwingen, da der Angriff des Quietus hinter der aktuellen Frontlinie erfolgte. Das Vorhaben war ein voller Erfolg und führte zur Vernichtung wichtiger Festungsanlagen und der eilig herbeigeeilten dakischen Truppen. Unter den zahlreichen Gefangen befanden sich nicht wenige Mitglieder der dakischen Oberschicht.

die berühmte römische testudo-Formation (Schildkröte) im Einsatz; Relief Trajanssäule
ex libro A.Nünnerich-Asmus "Traian" (c) Dt.Arch.Inst.Rom

Trajan rückte unterdessen weiter gegen Sarmizegetusa vor. Mitten im dakischen Kernland kam es zu drei Abwehrschlachten, die allesamt für die Römer siegreich ausgingen. Die erste Schlacht fand im Vorfeld einer dakischen Festung statt, der königlichen Zitadelle von Costesti. Die Römer konnten diese gut ausgebaute Sperrstellung am Zugang zur Hauptstadt nur unter vollem Artillerie- und Pioniereinsatz und mittels eines Zangenangriffs einnehmen. Dabei fiel ihnen zufällig die dakische Kriegsbeute (incl. Artillerie und Feldzeichen) aus der Niederlage des Prätorianerpräfekten Cornelius Fuscus aus domitianischer Zeit in die Hände. Die zweite Schlacht fand in einem mit Sperrwerken verstellten Talzugang Richtung Sarmizegetusa statt. Sie endete ebenfalls mit einem römischen Sieg.

Während Trajan und Quietus ihre Angriffe vortrugen, unternahm der untermoesische Statthalter Laberius Maximus einen Vorstoss gegen Südsiebenbürgen. Nachdem er auf breiter Front gegen die Südkarpaten vorgerückt war, konnte er mit seinen Verbänden eine wichtige dakische Festung einnehmen und dort die Schwester des Dakerkönigs gefangen nehmen. Nachdem Decebalus von diesem Ereignis erfahren hatte, war für ihn klar, dass es keinen Ausweg mehr geben würde, denn das Orastie-Gebirge war fast vollständig eingekesselt. Sollte Dakien weiterleben, blieb einzig und alleine seine Unterwerfung gegenüber Trajan.

Victoria mit Tropaion
e libro E.Künzl
"Der römische Triumph"


Quellen: Karl Strobel "Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"; Karl Strobel "Die Donaukriege Domitians"; Annette Nünnerich-Asmus "Trajan"

 

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(PL)