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Helepolis

Die Helepolis (grch. für „Städteeroberer“) war die berühmteste Kriegsmaschine der Antike und die Bezeichnung hielt sich bis in das 4.Jh.n.Chr. Sie wurde von Posidonius vermutlich in den 30er Jahren des 4.v.Chr. für Demetrius Poliorketes entworfen und auch gebaut.

Breite und Tiefe des Turms lagen bei 18,5 bzw. 15,5 m, die Höhe wohl bei über 31 m. Wie die genaue innere Konstruktion aussah ist unbekannt und die überlieferten Angaben sind mehr als widersprüchlich. Möglicherweise ruhte die Konstruktion sechs Rädern von je 2,8 m Durchmesser. Es gab zahlreiche Schiessscharten und im oberen Teil des Turmes eine Fallbrücke. Die Maschine war so erfolgreich, dass sich der Name auf ähnliche Konstruktionen übertrug.

304 v.Chr. baute Epimachos eine ähnliche Konstruktion (ebenfalls für Demetrios Poliorketes) für die Belagerung von Rhodos. Seine Maschine hatte zw. 21 und 23 m im Quadrat Breite und Tiefe; die Höhe wird ca. 40 m betragen haben. Es gab acht Räder, deren Anordnung allerdings unbekannt ist, da behauptet wurde, der Turm konnte sich auch quer bewegen. Im Inneren gab es neun Etagen und zwei Treppeneinheiten; eine für die nachströmenden Soldaten und eine für die vom Kampf zurückkehrenden. In jeder Etage standen mehrere Geschütze, die durch schliessbare Schiessscharten feuern konnten. Die drei untersten Etagen waren grösser angelegt als die oberen, da sie Grossgeschütze (wohl drei oder vier) für Steinkugeln mit 78 kg aufnehmen konnten. Das Rohleder der Aussenhülle war mit Wolle gefüttert, damit die feindlichen Geschosse besser absorbiert werden konnten. Auch von Eisenplatten wird berichtet, doch es ist nicht klar, in welchem Umfang sie zum Einsatz kamen (Gewicht!). Die Rückseite von solchen Türmen wurde gerne offen gelassen, damit man sich künstliches Licht (will heissen: offenes Feuer) im Inneren ersparen konnte.

Ähnliche Kriegsmaschinen kamen 307 v.Chr. vor Salamis, 295 v.Chr. vor Argos und 291 v.Chr. vor Theben zum Einsatz. Vermutlich vor Theben sorgte das Bewässerungssystem der Äcker vor der Stadt dafür, dass der schwere Turm ständig im durchtränkten Boden einsank. Nach Plutarch konnte das Gefährt in zwei Monaten nur 355 m bewegt werden.

Da eine Helepolis nur auf wenigen Rädern ruhte, konzentrierte sich das Gewicht auf sehr kleinen Flächen, was ein Einsinken begünstigte. Die Griechen bekamen dieses Problem nie so richtig in den Griff. Erst die Römer konstruierten für ihre Belagerungstürme regelrechte Strassen und hatten damit durchschlagenden Erfolg.

Leider wurde in keinem Fall überliefert, wie diese Grosskonstruktionen tatsächlich bewegt wurden. Zwar schrieb Xenophon bei den Persern über den Einsatz von Zugochsen, doch dürfte sich dies auf einen Turm von Bogenschützen in einer Feldschlacht beziehen. Dass dem sicher nicht so war, zeigt der Versuch der Goten 537 Rom durch Belagerungstürme einzunehmen. Ohne poliorketische Kenntnisse karrten sie Türme mittels Ochsen heran. Die Verteidiger benötigten nur wenige Bogenschützen und Artillerie um den Annäherungsversuch schon im Vorfeld abzublocken indem sie einfach auf die Ochsen schossen.

Die meisten Türme hatten einen eigenen Unterbau, den man escharion nannte, und an dem die Räder angebracht waren. Heute geht man davon aus, dass Winden zum Einsatz kamen, die von Männern bedient wurden. Über die genaue Konstruktion gehen die Meinungen jedoch auseinander. Vielleicht setzte man zusätzlich „Schubtiere“ ein, indem man sie hinter dem Turm platzierte und die mittels festen Stangen mit dem Unterbau verbunden waren.

Bronzekopf eines in Olympia gefundenen Rammbockes
(ca. 5.Jh.v.Chr.)
Der Balken dazu
war 22 cm hoch
und 8 cm breit.

(c) Deutsches Archäologisches
 Institut, Athen


 

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(PL)