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WASSER

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Aqua - Wasser als Getränk

In ländlichen Gebieten benutzte man Brunnen und natürlich vorhandene Quellen, um den täglichen Wasserbedarf zu decken. In den Ballungsräumen hingegen stiess man schnell an eine Grenze. Wollte man das Wasser nicht über weite Strecken herbeikarren oder -schleppen, so behalf man sich u.a. mit Zisternen, die das kostbare Nass über einen längeren Zeitpunkt sammeln konnten. Reichte dies ebenfalls nicht aus, so griff man auf die römische Ingenieurbaukunst zurück und errichtete Aquädukte, die meilenweit durch die Gegend verlaufen konnten.

Die permanente Versorgung einer grossen Bevölkerungszahl mit sauberem Wasser war eine bemerkenswerte logistische Aufgabe, die das organisatorische und technische Können der Römer unter Beweis stellte. Auch innerhalb der Städte musste das herangeleitete Wasser geregelt verteilt werden. Dazu wurden meist Bleirohre verwendet, da sie leicht zu bearbeiten waren. Blei ist bekanntermassen giftig und gewöhnlich der Gesundheit abträglich. Tatsächlich lassen sich manchmal hohe Bleikonzentrationen in den verbliebenen Knochenresten ermitteln. Doch ist diese nicht auf die Verwendung von Bleirohren zurückzuführen. In den Rohren lagerte sich schnell Kalk ab, der das Wasser vom Blei fernhielt und so die Vergiftungsmöglichkeit reduzierte. Gefährlich für den Menschen der Antike war vor allem die Verwendung von Bleigefässen bei der Wein- und Mostbereitung.

Klares kaltes Wasser ist zwar erfrischend, doch wurde es von den antiken Zeitgenossen hauptsächlich zum Verdünnen benutzt. Das bekannteste nichtalkoholische Getränk ist posca. Man kann sie als die antike nichtsüsse Form einer Limonade bezeichnen. Im Prinzip handelt es sich um Essigwasser. Durch den säuerlichen Geschmack erfrischt dieses einfache Getränk ungemein. Notfalls überdeckte der Essig Wasser von schlechter Qualität. Nichts anderes wurde in der Neuzeit gemacht, als man Schnaps zum Wasser gab.

Echter posca wurde mit Weinessig und nicht mit saurem Wein gemacht, wie man öfters zu lesen bekommt. Immerhin war saurer Wein ja alkoholhaltig und fällt dann eigentlich unter die Kategorie Lora. Durch seine leichte Zubereitung (man brauchte nur zu Essig gekippten Wein) war es ein Massengetränk. Als Jesus am Kreuz hing und die Soldaten sein Leiden lindern wollten, griffen sie zu dem, was sie selbst gerade konsumierten: posca. Mit einem Schwamm an einem Stock reichten sie das Getränk hinauf. Das Essigwasser war somit keine Bosheit, sondern eine Erfrischung, die man auch bei der Cena als Würze in einer Schale reichte, in welche die Gäste Brot tunken konnte.

Der Gesundheit abträglich war lediglich die Lagerung von Wein, Most, Essig und posca wenn diese nicht in Tongefässen aufbewahrt wurden. Blei- und Kupfergefässe sondern giftige Substanzen ab (vgl. Grünspan). Interessant, dass diese Tatsache den Römern durchaus bewusst gewesen ist. Aber man dachte sich wohl, an Geschmack zu verlieren, wenn man die aggressiven Flüssigkeiten nicht in solchen Metallgefässen verkochte bzw. lagerte. Die Armee der Kaiserzeit ging da schon einen Schritt weiter - ihre Feldflaschen waren aus Eisen, denn Rost ist nicht giftig.

Auch in der Armee war Wasser eine wichtige Komponente. Feldmarschmässig benötigte ein Legionär (75 kg, 8-Stunden-Tag) in Abhängigkeit des Klimas 4,5 bis 8,5 Liter Flüssigkeit. In Ruhephase konnte der Bedarf auf 2,5 Liter gesenkt werden. Eine Legion konnte so über 500 hl sauberes Wasser am Tag benötigen - die Rationen für Körperpflege und Tiere nicht miteingerechnet! Aus diesem Grund entwickelten sich nicht wenige Schlachten aus Scharmützeln beim Wasserfassen.

In Gebieten grosser Trockenheit musste man die nassen Reserven mühsam in Feldflaschen und Schläuchen auf Maultieren oder Kamelen mitschleppen. Der Versuch des Augustus Arabien zu erobern ist vor allem am Wassermangel gescheitert! In Land und Stadt war der Transport von Getränken wie Wein, Wasser und Bier einfach: man benutzte Amphoren, Fässer und grosse Schläuche. Doch für den täglichen Bedarf einer Person waren Tongefässe zu unhandlich. Deshalb kamen Schläuche, Holzgefässe oder zur kurzfristigen Verwendung auch Flaschenkürbisse zum Einsatz. Das galt auch für das Heer, die gerne rekonstruierten - weil modern anmutenden - Feldflaschen tauchten erst in der Kaiserzeit auf. Sie waren allesamt aus Eisen und deshalb rostanfällig. Trotzdem wussten die Römer, worauf sie sich da einliessen, denn Kupfer produziert Grünspan - und der ist bekanntlich giftig.

Im Bereich der Nahrungsmittel wird Wasser nicht nur zum Stillen des Durstes verwendet. Auch die Bereitung von Brot oder andere Speisen erfordern das kühle Nass und erhöht den Bedarf pro Person.

Heutzutage gibt es eine breite Palette von Getränken, die zwar Wasser enthalten, jedoch einen eigenständigen Charakter haben. Dazu gehören die Teesorten, Kaffee und Kakao. Kräutertees gab es bereits, doch Schwarz- und Grüntee waren noch unbekannt. Gleiches gilt für die beiden anderen Genussmittel, die ausserhalb des antiken Weltbildes wuchsen. Sie kamen erst im 17.Jh. in Mode und wiederum zwei Jahrhunderte später einem breiteren Publikum zu Gute.

Diverse Amphoren aus der Kaiserzeit. Die bauchige Amphore im Vordergrund wurde speziell für Olivenöl verwendet.


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", M.Junkelmann "Panis Militaris, Apicius "De re coquinaria", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", K.-W.Weeber "Alltag im alten Rom", K.-W.Weeber "Die Weinkultur der Römer"

 

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(PL)