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GEOGRAFIE
Flüsse, Seen & Meere


PONTOS EUXINOS

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Pontos Euxinos

Benennung

Das Schwarze Meer wurde von den Griechen Pontos Euxeinos (das gastliche Meer) und später von den Römern Pontos Euxinos genannt. Vor dem Jahre 700 v.Chr. war es auch als Pontos Axeinos (ungastliches Meer) bekannt. Der ursprünglich skythische Name lautete Aksaena (das Dunkle, das Schwarze). Um die Reichtümer seiner Küsten möglichst lange mit niemandem teilen zu müssen und infolge seiner zahlreichen Stürme wurde es durch die Griechen zum "ungastlichen Meer". Zudem differenzierte man hier zwischen den barbarischen Völkern rund um das Schwarze Meer im Gegensatz zur griechisch-hellenischen Welt des Mittelmeeres. Mit der zunehmenden Kolonisierung seiner Küsten wurde das Meer auch für die Seefahrer sicherer (man hatte zahlreiche "gastliche" Häfen) und der Name wurde euphemistisch (beschönigend) in Pontos Euxinos gewandelt. Im Lateinischen trat später auch  das Wort Pontus (Meer, grosses Gewässer) alleine für das Schwarze Meer auf.

Geografie

Das Schwarze Meer ist ein Seitenmeer des Mittelmeeres, das allerdings nur durch den Thrakischen Bosporus, der Propontis und dem Hellespont (Dardanellen) mit ihm verbunden ist. Seine Küsten bilden Thrakien, Kleinasien, Skythien und der Kolchis. Auch das Schwarze Meer besitzt mit der Maeotis ein Seitenmeer, das durch den Bosporus Cimmerius (Kimmerischer Bosporus; heute die Strasse von Kertsch) von ihm getrennt ist.

Die Maximalausdehnung beträgt bei einer Gesamtfläche von 453.000 km² in West-Ost-Richtung 980 km, in Nord-Süd-Richtung 530 km. Das Schwarze Meer besitzt keine nennenswerten Inseln. Im Norden dominiert die Halbinsel Krim mit der Bucht von Odessa linkerseits und dem Asowschen Meer auf der rechten Seite. Das Meeresbecken fällt steilwandig ab und ist im Süden bis zu 2.244 m tief (deshalb auch die dunkle Farbe). Das Klima mit seinen Stürmen und Nebelbänken war und ist noch immer für die Schifffahrt ungünstig.

Geschichte

Durch eine Naturkatastrophe sondergleichen hat sich das Schwarze Meer bis heute in die Gedanken der Menschen gesetzt und die Besiedelung Europas ausgelöst. Im ausgehenden Neolithikum (Jungsteinzeit) war das Schwarze Meer ein Binnenmeer, dessen Oberfläche 150 m unterhalb des Meeresspiegels des Mittelmeeres lag. Um 7.750 v.Chr. brach die Landbarriere beim Thrakischen Bosporus und flutete das weite Meeresbecken auf. Innerhalb von 24 Stunden wanderte die Küstenlinie landeinwärts. Die Menschen waren gezwungen zu flüchten und besiedelten daraufhin in Schüben den europäischen Kontinent. Das Naturereignis  dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit die Basis für die Sintfluterzählungen zahlreicher Völker sein. 

Der Pontos war den östlichen Mittelmeervölkern bald bekannt. Die ersten Seefahrer dürften die nichtgriechischen Karen der nördlichen und westlichen kleinasiatischen Küsten gewesen sein. Ihnen folgten wohl gleichzeitig Phönizier und Griechen. Die Erlebnisse beim Vordringen in die unbekannte See dürften sich in der Argonautensage widerspiegeln.

Den Griechen wurde das Schwarze Meer so als dunkles, tiefes und kaltes Gewässer bekannt, das zudem von zahlreichen Stürmen heimgesucht wurde. Die Küsten selbst (besonders im Osten) waren für die antike Schifffahrt und Navigation schlecht geeignet. Die grössten Hindernisse waren jedoch die Meeresströmungen, die an den Meerengen herrschten. Oberflächen- und Tiefenströmungen wechseln sich dort ab und bildeten auch den Grundstein für manche Legende der Mythologie; z.B. die Symplegaden (auseinandertreibende und wieder zusammenstossende Felsen, die Schiffe zerreiben).

Für die Griechen, die aus ihren Heimatlanden keine nennenswerten Flüsse kannten, waren die grossen Zuflüsse in den Pontos ein Wunder der Natur. Hier ergossen sich gleich mehrere solcher Ströme ins Meer: Istros (untere Donau), Hypanis (Bug), Borysthenes (Dnejpr) und Tyras (Dnjestr).

Vor allem die nördlichen und westlichen Küstengebiete erwiesen sich als besonders fruchtbar. Sie lieferten zahlreiche Naturrohstoffe wie Getreide, Hanf und Holz und durch ihre Bewohner Leinen und Vieh. Nord- und Südküste waren fischreich, was für die frühe Kolonisierung (vom 7. bis zum 3. Jh.v.Chr.) wichtig war. Die führende Stadt dabei war Milet, später kamen megarische Siedler hinzu. Die wichtigsten Kolonien waren Sinope, Trapezus, Olbia, Histria, Apollonia, Chersonesos, Mesambria und Herakleia Pontika. Persien hingegen konnte sich an den Küsten nie richtig festsetzen.

Um 485 v.Chr. entstand beiderseits des Kimmerischen Bosperus das Bosporanische Reich indem die Führer der Stadt Pantikapaion (Kertsch) mehrere andere Städte und umliegende einheimische Stämme unter ihrer Führung einigten. Damit war es das nördlichste hellenisierte Staatsgebilde der Antike. Als Transitland erlangte es grosse Bedeutung im Fernhandel zwischen dem Mittelmeer und den unerforschten Gebieten in Russland. Seit 63 n.Chr. stand es unter römischem Einfluss und blühte im 2. und 3.Jh.n.Chr. nochmals auf.

Mit der Eroberung Griechenlands, Thrakiens und Kleinasiens wurde das Schwarze Meer zu einem Meer Roms, das aber nicht als Grenze sondern vielmehr als Handelsweg Bedeutung erlangte. Armenien und das Bosporanische Reich konnten über den Seeweg erreicht werden.

Auf dem Pontos Euxinos kamen mehrere Flotten zum Einsatz. Die classis Moesica (Moesische Provinzialflotte) operierte von der Donau bis zur Maeotis. Ihr Hauptstützpunkt war vermutlich Tomis Constantiana (Constanta). Die classis Perinthia (Thrakische Provinzialflotte) schützte ausserhalb der Propontis die Thrakische Schwarzmeerküste. Am wichtigsten war jedoch die classis Pontica (Pontische Provinzialflotte), die zwischen 54 und 60 n.Chr. gegründet worden war. 70 n.Chr. zählte sie 40 Kriegsschiffe. Ihr Hauptstützpunkt war Trapezus (Trabzon). Zusammen mit den anderen Flotten schützte sie die nördliche Küste Kleinasiens und konnte seit 62 n.Chr. auch für das Bosporanische Reich auf der Krim und in der Maeotis eingesetzt werden. Zudem schützte sie die Nachschubwege zur See der römischen Legionen im Orient.

Seit Mitte des 3.Jh.n.Chr. erlernten Germanenstämme die Kunst der Seefahrt über das Schwarze Meer und bedrohten die römischen Küsten bis ins Mittelmeer hinein. Im Norden setzten sich schliesslich die Ostgoten fest und gründeten ein blühendes Reich. Ihnen setzten die Hunnen, die Alanen und die Bulgaren nach. Dennoch blieb der Pontos Einflussbereich Ostroms und später von Byzanz.

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Rom wurde nicht an einem Tag erbaut!.


 

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(PL)