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Antium (Anzio/Italien)

Ein belebter Küstenort

Die an der latinischen Küste gelegene Hafenstadt Antium gehört zu den ältesten städtischen Ansiedlungen Latiums, wie die urtümlichen Gründungssagen nahe legen. Die volskische Stadt stand auf einer felsigen Landzunge und entwickelte sich im Laufe der Zeit in Richtung Küste. Als Verteidigungsanlage diente eine tiefer Graben sowie eine Stadtmauer aus Tuffstein. Es war ein Zentrum der Volsker und bereits 508 v.Chr. kam die Stadt in römischen Besitz, ging jedoch bereits um 500 v.Chr. wieder an die Volsker verloren. Im Bund der Latiner von 499 v.Chr. fehlte Antium hingegen. Im Zuge der Auseinadersetzungen mit der jungen römischen Republik, gewährte dem geflüchteten Cn.Marcius Coriolanus Exil.

Die Wiedereroberung durch Rom benötigte mehrere Feldzüge, da die Stadt zwischendurch wieder die Seiten wechselte. Im ersten Römerkrieg 469/468 v.Chr. eingenommen, fiel Antium 459 v.Chr. wieder von Rom ab. Auch ein zweiter Römerkrieg 386/377 v.Chr. brachte keine langfristige Bindung. 348/346 begann der dritte Römerkrieg, in dem u.a. der Diktator L.Papirius Crassus 340 v.Chr. gegen die Stadt zog. Es sollte aber bis 338 v.Chr. dauern, ehe Gaius Maenius den endgültigen Sieg errang. Erst jetzt konnte Antium der Unterhalt einer eigenen Flotte untersagt werden und der siegreiche Maenius liess mit den erbeuteten Rammspornen in Rom eine Rednerbühne auf dem Forum Romanum schmücken. Damit endete wohl auch die zuvor oft vorgebrachte Klage der Piraterie.

Antium unter römischer Herrschaft

Nachdem Antium 338 v.Chr. römische Kolonie geworden war, erhielt die Stadt 317 v.Chr. eine eigene Verfassung. Im Bundesgenossenkrieg stand Antium auf Seiten Sullas und wurde deshalb von Marius' Truppen um das Jahr 87 v.Chr. eingenommen und geplündert. Mit der Einkehr des Friedens im italischen Kernland kam es rasch zu einem Aufschwung und die Stadt wurde bekannt für ihre prächtigen Sommervillen.

Unweit von Rom gelegen, entwickelte sich Antium nun zum mondänen Badeort der römischen Oberschicht. Neben Maecenas besass auch Augustus (in ihr wurde er zum pater patriae (Vater des Vaterlandes) einen Villa. Diese musste unter Nero einem prächtigeren Bau weichen, der schliesslich von den Kaisern bis in severische Zeit benutzt wurde. Als Cicero aus seinem Exil heimkehrte, sichtete er die Reste seiner Bibliothek nicht in Rom, sondern in Antium. Nicht nur er fühlte sich dort - trotz des Katzensprungs zur Hauptstadt des Imperiums - weitab von Hektik und Politik.

Als Geburtsstadt von Caligula und Nero brachte Antium gleich zwei Kaiser hervor. Letzterer investierte dort kräftig und liess neben seinen eigenen Bauten noch einen neuen Hafen errichten. Ergänzt wurden diese Massnahmen durch die Ansiedlung von Veteranen. In religiöser Hinsicht war Antium für seinen mit einem Orakel ausgestatteten Kult der Fortuna bekannt. Auch Tempel des Aesculapius und des Hercules sind bekannt. Als der Aesculapiuskult 292 v.Chr. zwecks Bekämpfung einer Seuche von Epidauros nach Rom geholt wurde, legte die Prozession mit der Kultschlange in Antium einige Tage einen Zwischenaufenthalt ein.

Antium nach dem Untergang des weströmischen Reiches

Mit dem sinkenden Stern Roms, geriet auch Antium mehr und mehr in Vergessenheit. Bereits im Frühmittelalter begann der Ort zu verfallen und später siedelten die Menschen nach Nettuno um. Ins Licht der Geschichte rückte Anzio erst 1378 durch eine vor seiner Küste von den Venezianern gegen die Genuesen geschlagenen Seeschlacht. Einen Hafen (östlich der römischen Anlagen) bekam Anzio erst wieder Ende des 17.Jh. als die Stadt zum patrimonium Petri (Kirchenstaat) gehörte und zwar durch die Päpste Innozenz XII und Clemens XI.

Heute ist Antium eine wahre archäologische Fundgrube. Aus den Überresten der Villen - die Gebäude erstreckten sich im Osten und Nordwesten der Stadt - konnte man bedeutende Kunstschätze der Antike, wie etwa das "Mädchen von Antium" bergen.

Gipsabdruck von der berühmten Statue des "Mädchens von Antium"
(c) Photo v. Stephan Eckardt
mit frdl. Genehmigung des
Arch.Inst.d.Uni.Göttingen

Das Original stammt aus dem 3.Jh.v.Chr., misst 174 cm in der Höhe und steht im Thermenmuseum von Rom


Quellen: "Der kleine Pauly"
 

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(PL)