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WIRTSCHAFT
Das Bankwesen in der Antike


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Griechenland

Die älteste Zeit

Im minoischen Zeitalter der zentralen Staatswirtschaft mit ihren Speichern und der damit verbundenen Verwaltung, blieb für lange Zeiträume massgebend. Die älteste kretische Wirtschaft konnte dabei nie die Qualität jener in Mesopotamien aber auch bei den Hethitern erreichen.

Eine wichtige Neuerung im Bankwesen hatte zu Zeiten Homers bereits Fuss gefasst: Adelige mit ausreichend Kapital verliehen Geld und nahmen Geld zur Verwahrung. Sie traten damit in Konkurrenz zum klassischen staatswirtschaftlichen System, von dem Homer nicht so ganz überzeugt schien. Im 7. u. 6.Jh.v.Chr. bedienten sich bereits Handwerker, Kleinbauern und Söldner der Einlage und des Kredites, was die Gesetzgebung Drakons und Solons belegt.

Die Erfindung des Münzgeldes & die Tempelbanken

Einen Aufschwung erlebte die trapeza (Bank) nach der Erfindung des Münzgeldes, allen voran der für den täglichen Verkehr bestimmten Silbermünzen um 570 v.Chr. In mehr als 50 griechischen Städten sind Banken inschriftlich belegt. Die nun leicht hort- und verrechenbaren Kapitalien landeten vermehrt in Tempeln, die als sichere Verwahrstelle unter dem Schutz der Götter galten. Tempelraub gehörte zwar zur allgemeinen Praxis der Kriegsführung, doch nach einem Krieg waren es die Tempel, welche am ehesten noch Gelder zurückerstattet bekamen; etwa als Sühneleistung wegen des Religionsfrevels. Da die Entrichtung von Abgaben an Tempel mit ein Faktor für die Etablierung der Geldwirtschaft war, nutzte man diese ganz nach und nach zum Verleihen der sich anhäufenden Geldmengen.

Durch Funde gut dokumentiert ist die Tempelbank von Delos. Zunächst nur im Depositengeschäft tätig, verlieh sie später Geld an Mitglieder des attisch-delischen Seebundes. Später, als die Eintreibung ausserhalb der Insel zu unsicher wurde, gewährte man nur mehr Delos selbst und deren Bürger Kredit. Gemessen am heutigen Ausleihegeschäft, waren die Beträge gering und die Rolle der Tempelbanken lag eher im Bereich der Umlaufsicherstellung von Münzgeld, denn als Finanzierungsinstrument der privaten Ökonomie.

Bei allen Tempelbanken stand das Anleihesystem zunächst nur den Stadtstaaten selbst zur Verfügung. Neben den Pseudoanleihen als Geschenke, gab es noch Vertrags- und Zwangsanleihen im Bündnisfall. Für letztere verwendete man nicht nur Tempelgelder, sondern auch von befreundeten Staaten und solches von Privatpersonen (allen voran Söldnern, weil diese meist mit hochwertigem Metall bezahlt wurden).

Da die Tempel sehr auf die Kreditwürdigkeit ihrer Gläubiger achteten und nur Basisdienste anboten, etablierten sich parallel Privatbankiers. Sie stellten - natürlich zu höheren Zinsen - Geld auch für riskante Unternehmungen (vor allem der Seekredit für den Handel) zur Verfügung und besorgten das Wechselgeschäft mit den verschiedenen Münzen und Währungen. Anleihen, Pfandleihe und echte Investitionstätigkeit im Sinne von Beteiligungen vervollständigten das private Bankgeschäft, welches unter Solon erstmals erwähnt wurde.

Geschäftsbanken bereichern das Kreditwesen

Die ersten Geschäftsbanken kamen um 524 v.Chr. in Byzantion (das ältere Byzanz) auf und die Idee verbreitete sich rasch bis nach Mesopotamien. Die bekanntesten griechischen trapezites (Bankiers) waren Pasion und Phormion im 4.Jh.v.Chr. Sie gehörten zu den reichsten Bürgern Athens. Vom Stande her waren sie meist Freigelassene oder Metöken, die dadurch keine Hypotheken nehmen konnten (dies war das Feld der Tempelbanken und der Vollbürger). Anstatt dessen kamen Bürgen und Fahrnisse als Sicherheit zum Einsatz.

Mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Banken bedurfte es von staatlicher Seite klarer Regeln und die Gesetzgebung passte sich den neuen Verhältnissen rasch an. Geregeltes Inkasso, Standardkreditverträge für Binnen- und Seehandel, Pfandrechtsbestimmungen, Buchführungsvorschriften, etc. abgestuft nach den Akteuren (Privatbankier, Geschäftsbank, Staatskredit, Tempel) sind im 4.Jh.v.Chr. bereits anerkannte Instrumente. Das Geschäft mit Handelswechseln und ihre Diskontierung kam jedoch erst im 3.Jh.v.Chr. auf.

Schriftliche Zahlungsanweisungen - Vorläufer der neuzeitlichen Schecks - gab es nun ebenfalls. Durch sie konnten Kaufleute ihren Lieferanten Beträge auszahlen lassen und mussten diese nicht immer mit sich herumschleppen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr - von den Römern, die ihn eher benutzten als die Griechen, depositum irregulare (irreguläre Hinterlegung) genannt - wurde in dieser Zeit erfunden. Dabei wurde vereinbart, gegen die Vorlage eines genau bezeichneten symbolon (lat. tessera nummularia; dt. Token, Marke) als Berechtigungsausweis jedem der diese vorwies einen ebenfalls zuvor vereinbarten Betrag auszuzahlen. Die Zahl solcher Geschäfte blieb eher gering und auf einen gewissen Personenkreis beschränkt. Die meisten Tesserae blieben in der Hand des Einlegers als Eigentumsnachweis.

Die fortschreitendes Spezialisierung im Bankgeschäft formte auch neue Berufsbilder. Das Schätzen von Waren, die Abwägung von Risiken im Handel aber auch die Prüfung von Münzen förderte die Arbeitsteilung und den Einsatz von Experten. Neben den Zinseinkünften treten nun Gebühren - etwa für das Geldwechseln. Sie sind vom 4.Jh.v.Chr. bis in das 6.Jh.n.Chr. neben Griechenland auch für Italien und den späteren Osten des Reiches belegt.

Drachme aus Korinth
von 2,43 g Gewicht
4./3.Jh.v.Chr.


Quellen: H.Kloft "Die Wirtschaft des Imperium Romanum", DeMartino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Griechen" & "Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)