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Kurzschrift in der Antike


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Die Stenografie vor den Römern

Kurzschrift in der frühen Antike

Inwieweit bereits die alten Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien bereits Kurzschriftsysteme besessen haben bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. In diesem Kontext zu sehen ist vielleicht die ägyptische Entwicklung der Demotischen Schrift, einer wesentlich leichter als die umständlichen Hieroglyphen zu schreibenden Kursivschrift wie sie u.a. am berühmten Stein von Rosetta zu finden ist.

Für Griechenland ist aus dem 4.Jh.v.Chr. eine Silbenschrift überliefert, welche deutlich kürzer als die gewohnte Schreibung mit Buchstaben ausfällt. Ob sie als echte Stenografie zu werten ist bleibt fraglich, denn sie wurde in Stein gemeisselt. Die Idee einer Kurzschrift lag für die ausgeprägte Schriftkultur der Griechen auf der Hand, doch gibt es hierfür keine frühe Überlieferung. Der Beruf des tachygraphos (Schnellschreiber) erscheint sehr spät, wohingegen der des semeiographos (Zeichenschreiber; hier im Gegensatz zum Buchstabenschreiber; entspricht dem lateinischen notarius) etwas häufiger ist. Es scheint so mehr der Bedarf um die kurze Notiz, denn um das rasche Niederschreiben einer Rede bestanden zu haben.

Allen Schriftkulturen gemein ist der Hang zur Abkürzung langer Wörter - meist mit dem Anfangsbuchstaben - um sich Platz oder Zeit beim Schreiben zu ersparen. So verfuhr man auch im Griechischen. Ergänzt wurden diese Kürzungen mit echten Kürzeln für häufig gebrauchte Silben, Wörter und natürlich Flexionsendungen sowie Konjunktionen und Präpositionen. Der Gebrauch scheint sich bei den Griechen und später im gesamten hellenistischen Osten auf gewisse Zirkel beschränkt zu haben, die jeweils das von ihrem Erfinder ersonnene System benutzten. Ein einheitliches Regelwerk, das alle erlernen und lesen konnten dürfte es hingegen nicht gegeben haben.

Die Vorläufer der römischen Kurzschrift

Die Meisterschaft im abkürzen von Wörtern geht eindeutig an die Römer. Bereits im 6.Jh.v.Chr. finden sich die Belege für die noch heute bekannten und gültigen Abkürzungen von Namen, wie C. für Gaius, Cn. für Gnaeus usw. Auch das berühmte SPQR entspricht diesem Kürzungsbedürfnis. Man unterteilte sie in notae publicae (öffentliche Kürzel), notae iuris (Gerichtskürzel) und notae familares (auch: notae privatae; private Kürzel). Interessanterweise entwickelte sich daraus kein unüberschaubarer Wildwuchs. Die praktisch denkenden Römer kürzten fast ausschliesslich mit dem Anfangsbuchstaben ab, sodass es im wesentlichen nur Unterschiede in der primären Verwendung von Worten und deren Kürzungen kam. Auch verzichtete man auf Deklinations- und Konjugationsendungen, was wiederum die Weitergabe von Texten vereinfachte. So konnten etwa des Lesens nur schwach Kundige beinahe problemlos eine Inschrift in Stein meisseln. Es wird geschätzt, dass in der Zeit vor der eigentlichen Erfindung der römischen Stenografie weit über tausend solche Kürzel in den drei erwähnten Bereichen verwendet wurden.

S.P.Q.R.

Senatus Populusque Romanus. Eine typisch römische Abkürzung aus der Zeit vor der Erfindung der Kurzschrift. Für den Lesenden ist klar, dass das Q. für -que steht und nicht etwa für Quintus.


Quellen (Bücher): J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt"; Bertelsmann "Modernes Lexikon" (aus den 70ern); "Der kleine Pauly"
Quellen (Internet): www.phil.uni-passau.de; www.steno.ch; www.typolexikon.de 

 

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(PL)