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Politiker


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Marcus Furius Camillus

Bewertung & Kritik

Bis weit in die Kaiserzeit hinein wurde Marcus Furius Camillus als Retter Roms gefeiert. Es entsprach dem römischen Selbstverständnis, dass die tatsächlichen Handlungen im Laufe der Zeit immer mehr ausgeschmückt wurden ohne jedoch den Bogen des Möglichen zu überspannen.

Für die moderne historische Forschung ist seine Biografie insofern von hohem Interesse, da es sich um die erste handelte, bei der die Überlieferungen klar mit tatsächlichen Ereignissen synchronisiert und damit bestätigt werden konnten; allen Hinzudichtungen zum Trotz. Der von ihm initiierte Concordiatempel wurde erst viel später fertiggebaut und es hat den Anschein, als habe er einige religiöse Riten vor allem zwecks Hebung der Moral seiner Landsleute eingeführt.

Völlig haltlos scheinen die folgenden in seine Biografie eingeflechteten Ereignisse: ein Friedensschluss mit Falerii 394 v.Chr., zahlreiche Einzelheiten zum Prozess wegen angeblicher ungerechter Verteilung bzw. Unterschlagung der Beute von Veii, Rückruf aus dem daraus resultierenden Exil (samt immenser Geldstrafe) in der Galliernot, einige Siege über die Gallier, die Rückgewinnung des Lösegeldes auf dem Schlachtfeld und die Verhinderung der Neugründung Roms in Veii. Auch diverse militärische Siege in den Jahren 386, 384 und 381 v.Chr. sind erfunden, wahrscheinlich auch die Funktionen als Interrex 396, 391 und 389 v.Chr. sowie die politische Haltung im Jahre 368 v.Chr. und manche Einzelheiten zu seinem Tod.

Über die erwähnten Interregna berichtete nur der Schriftsteller Livius und falls sie stattgefunden haben sollten, dürfte es sich jedes Mal um eine ernsthafte Erkrankung der Konsuln gehandelt haben, was angesichts der schlechten Versorgungslage wenigstens etwas plausibel erscheint. Nicht nur Livius und Plutarch feierten Camillus als den zweiten Gründer Roms. Seine Beliebtheit verleitete die Menschen die Biografie immer mehr auszuschmücken, sodass selbst Livius davon ausging Camillus habe doch etwas zu viele Kriege geführt und zu viele Heere „verschlissen“. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Kämpfe mit nahen Feinden Roms nicht immer eine grosse Schlacht bedeutet haben müssen und schon Scharmützel zu einer Entscheidung beitragen konnten. Demnach wäre nicht so sehr die Führung im Kampf, sondern eher Marschleistungen, Organisation und die Motivation der Truppen Camillus' Verdienst im Felde gewesen. Unabhängig vom Mythos späterer Generationen war Marcus Furius Camillus trotzdem ein bedeutender Feldherr und Politiker, an den man sich bis in die Kaiserzeit gerne erinnerte.

Von Marcus Furius haben sich keine Portraits erhalten


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der Römischen Republik", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)