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Politiker


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L.I.BRUTUS

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Lucius Iunius Brutus

* um 545 v.Chr. in Rom
+ 509 v.Chr. vor den Toren Roms (im Zweikampf gefallen)
erster Konsul von Rom 509 v.Chr.

Einleitung

Über den ersten Konsul der römischen Republik ist ähnlich wenig bekannt, wie über die sieben zuvor regierenden Könige. Die ihm zugeschriebene Büste zeigt einen Mann von hartem Charakter und Willensstärke, die Heimatstadt vor der Tyrannei der etruskischen Dynastie zu befreien. Das Cognomen Brutus bezeichnet eigentlich negative Begriffe wie schwer (an Gewicht), schwerfällig und stumpfsinnig.

Herkunft & Jugend

Lucius Iunius Brutus wurde wohl um das Jahr 545 v.Chr. als zweiter Sohn eines Marcus Iunius und der Tarquinia geboren. Als Tarquinius Superbus sich der Herrschaft bemächtigte, heiratete der wegen seines Reichtums bekannte Vater die Schwester des neuen Königs. Kurze Zeit später verstarb Marcus und vermachte das Vermögen seinen beiden Söhnen.

Da Tarquinius Superbus für seine ehrgeizigen Pläne Geld benötigte, liess er seinen älteren Neffen ermorden um an dessen Besitz zu kommen. Lucius Iunius Brutus wuchs dagegen bei der Mutter am Hof auf und die beiden Königskinder Titus und Arruns waren seine Spielgefährten. Ob seines Namens wurde er häufig gemobbt und man nahm ihn eigentlich nicht ernst.

Als sich Titus und Arruns mit einigen Frage an das Orakel zu Delphi auf den Weg machten, nahmen sie ihn mit, um es auf der Reise geselliger zu haben. Dort angekommen lautete auf eine der Fragen - "Wer wird nach unserem Vater in Rom regieren?" - die Antwort: "Wer von euch zuerst seine Mutter küsst, der soll das höchste Amt in Rom bekleiden."

Da die beiden Brüder in gutem Einvernehmen standen, beschlossen sie auf dem Heimweg das Los entscheiden zu lassen, wer von ihnen als erster die Mutter küssen sollte. Der als etwas stumpfsinnig geltende Brutus war hingegen gar nicht so beschränkt, als man ihn sich dachte. Es war nur eine Finte, um sich das Leben gegen den tyrannischen König zu sichern. Er erkannte den Sinn der Antwort und legte ihn in seiner Art und Weise aus.

Brutus rutschte auf einem schmalen, glitschigen Pfad vom Pferd und ging zu Boden. Für die beiden anderen war dies nur ein Beweis für seine Unfähigkeit. Doch in Wirklichkeit hatte er damit die Weissagung des Orakels erfüllt. Er küsste Gaia, die Mutter Erde. In Griechenland dürfte er ausserdem nähere Bekanntschaft mit jener republikanischen Staatsform gemacht haben, die er später begründen sollte.

Karriere im Lichte einer neuen Ordnung

Kurz nach der Rückkehr aus Griechenland ernannte ihn der König überraschenderweise zum tribunus celerum (Kommandanten der berittenen Königswache). Damit war Brutus quasi die Rechte Hand von Tarquinius Superbus. Die Wahl dürfte wohl aus zwei Gründen auf ihn gefallen sein. Erstens wollte der König jemanden in diesem wichtigen Amt sehen, den er bereits kannte und zweitens durfte sich dort niemand breit machen, der ihm gefährlich werden konnte. Somit war der als etwas beschränkt geltende Lucius wohl ein idealer Kandidat gewesen.

Ins Licht der Geschichte rückte Brutus erst wieder als es darum ging, den König zu stürzen. Nach der Vergewaltigung von Lucretia gewann er rasch das Vertrauen des gesamten Heeres und konnte sogar die Senatsaristokratie von der republikanischen Idee überzeugen.

Nach dem Sturz des Königtums führte Brutus die republikanische Staatsform ein. Die beiden Führer des Gemeinwesens wurden nun von der comitia centurata (Heeresversammlung) für ein Jahr lang gewählt. All diese Reformen scheinen ohne gröbere Probleme über die Bühne gegangen zu sein; wohl sass die selbstherrliche Herrschaft des Tarquinius Superbus allen zu tief in den Knochen. Zum zweiten Konsul und damit Amtskollegen wurde der nach dem Selbstmord der Lucretia nun verwitwete Lucius Tarquinius Collatinus gewählt.

Die beiden reorganisierten den Senat, der unter dem letzten König merklich verkleinert worden war, unter der Aufnahme von conscripti (Hinzugeschriebene) wieder auf 300 Mitglieder. Auf diesen Vorgang soll sich die Trennung zwischen alteingesessenen Patrizierfamilien und hinzugenommen (adligen) Plebejerfamilien beziehen.

Auch auf religiösem Gebiet tat sich Brutus hervor. Vor dem Amtsantritt sollten von nun an Auspizien vorgenommen werden. Das Vakuum an der Spitze der Priesterschaft (nach der Vertreibung der Könige die auch als oberste Priester fungierten) füllte er durch die Schaffung des Amtes eines rex sacrorum (Priesterkönigs). Schlussendlich liess er auf dem Coelius-Hügel einen Tempel der Carna errichten.

Einigen kamen jedoch wegen der tarquinischen Herkunft von Brutus Bedenken und sie dachten wohl, er könnte sich jederzeit als neuer Tyrann entpuppen; vor allem da er im Heer grosses Ansehen genoss. Es entwickelte sich ein schwelender Konflikt, bis zu dem Zeitpunkt, als Brutus die Angelegenheit vor die Volksversammlung brachte. Er legte seinem Amtskollegen, der ebenfalls auf der Seite seiner Gegner stand, öffentlich dar, welche Bedenken gegenüber ihm bestünden.

Im folgenden Machtkampf behauptete Tarquinius von nichts zu wissen, doch auf Druck seines Schwiegervaters musste er schliesslich die Stadt verlassen. Da die Familie noch über Privateigentum in Rom verfügte, bediente man sich Boten um über die Herausgabe zu verhandeln. Diese Boten waren allerdings geschickte Agitateure und zogen den Namen von Brutus wo es nur ging in den Schmutz. Die Familie der Vitellier - Brutus Frau stammte von ihnen - schlug sich auf die Seite der Konterrevolution. Selbst seine beiden Söhne, die gerade erst erwachsen geworden waren, wandten sich gegen den Vater.

Die Verschwörung wurde rasch aufgedeckt und Brutus sah sich der schwierigsten Entscheidung seines Lebens gegenüber. Entweder er hielt zu seinen Prinzipien und griff hart durch oder er hielt zu seiner Familie und verschonte die Verschwörer. Es ist unbekannt, wie lange Brutus mit dem Schicksal gehadert hat, doch am Ende entschied er sich für den Staat. Die Verschwörer wurden allesamt vor seinen Augen hingerichtet.

Nach diesen Ereignissen standen die Zeichen auf Sturm. 509 v.Chr. marschierten die Tarquinier an der Spitze ihrer Verbündeten gegen Rom um einerseits Brutus zu stürzen und andererseits das Königtum wieder einzuführen. Die junge Republik hatte ihre erste militärische Bewährungsprobe zu bestehen.

Tod

Als sich die beiden Heere am Schlachtfeld gegenüberstanden, konnten die beiden Anführer ihren Hass aufeinander nicht mehr unterdrücken. Arruns auf etruskischer und Brutus auf römischer Seite ritten einfach und ohne Rücksicht auf ihre Heere aufeinander zu. Sie töteten sich beide im Nahkampf und Brutus erlebte damit nicht einmal das Ende seiner Amtszeit. Die Führung der Stadt ging sogleich an den zweiten Konsul, Publius Valerius, über.

Die Kämpfe erwiesen sich für die Römer als ungünstig und sie mussten sich hinter ihre Stadtmauern zurückziehen. Da die Etruskische Allianz keine weiteren Erfolge zu verbuchen hatte, zerfiel sie und die Feinde zogen vorerst ab. In Rom erwies man Brutus die Ehre mittels eines Staatsbegräbnisses. Sein Eintreten für die republikanische Staatsform wurde allgemein anerkannt und es wurde auf dem Capitol eine Statue errichtet, die ihn mit gezogenem Schwert zeigte.

Bewertung

Die Überlieferung zur Person ist sehr dürftig und ebenso mythenumrankt, wie jene über die Könige von Rom. Geht man davon aus, dass alle Ereignisse stattgefunden haben, so wird ersichtlich, wie leicht und gleichzeitig schwer es den Römer gefallen ist, die Königsherrschaft abzuschütteln.

In grösserem Massstab schien sich die Geschichte mit der französischen Revolution zu wiederholen. Auch dort wurde das Königtum gestürzt, die Anführer kamen zu Tode, die Republik sah sich von zahlreichen Feinden umringt und eroberte anschliessend grosse Teile Europas.

Die Person des Brutus selbst zeigt einen wachen Charakter, der nur auf seine Chance wartete. Sicher zu bewundern ist die Entschlossenheit und Offenheit mit der er seine Feinde bekämpfte. Die Hinrichtung der Söhne auf eigenes Geheiss lassen keinen Zweifel über die auch gegen sich selbst gerichtete Härte des Charakters aufkommen.

Zitate über Lucius Iunius Brutus

Plutarch
über den Charakter des Brutus

"Hart war sein Charakter gewesen wie der Stahl des Schwertes. Keine Wissenschaft hatte seinen Sinn gemildert. So liess er sich in seinem Zorn gegen die Tyrannen sogar zum Mord an seinen eigenen Söhnen hinreissen."

Lucius Iunius Brutus; Büste in der Villa Albani, Rom
ex libro G.Hafner "Bildlexikon antiker Personen" (c) G.Hafner

Ob diese Büste ebenfalls den ersten Konsul von Rom darstellt ist unbekannt, doch wird sie allgemein mit seiner Person in Verbindung gebracht.
(c) incognitus


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der römischen Republik", G.Hafner "Bildlexikon antiker Personen", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)