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Gnaeus Marcius Coriolanus

Die Verbannung aus der Stadt

Nachdem diese Abstimmung beim Volk bekannt wurden, schritten 491 v.Chr. die Volkstribunen gegen Coriolanus ein. Der Senat scheint sich dem nicht widersetzt zu haben. Infolge seiner grossen Verdienste für den Staat wurde er nicht wegen Verschwörung hingerichtet, sondern auf ewige Zeiten aus der Stadt verbannt.

Derart unsanft heimatlos geworden, nahm Attius Tullius, der Führer des Stammes der Volsker zum ehemaligen Feldherrn Kontakt auf. Die Volsker hatten ihre Niederlagen gegen Rom und den damit verbundenen Verlust einiger Städte nicht verzeihen können und suchten nun eine Möglichkeit gegenüber den Römern wortwörtlich wieder an Terrain zu gewinnen. Coriolanus ging 489 v.Chr. auf das Angebot die volskischen Truppen zu führen ein. Damals war es für die Führungsschicht in Mittelitalien (wie auch in Griechenland) ein leichtes Sitz und Banner nach gegebenen Vorteilen zu wechseln.

Die Truppen mussten noch im Feld gestanden haben, denn kaum hatte Coriolanus die Seiten und damit das Kommando gewechselt, schon wurde Rom aufs Ärgste bedrängt. Derart auf dem falschen Fuss erwischt, versuchte die Stadt Zeit zu gewinnen, um die Kräfte bündeln zu können. Doch es gelang es bis 488 v.Chr. keiner Gesandtschaft den Feldherrn zur Aufgabe seines Kommandos zu bewegen. Vielmehr verlangte er die Rückgabe der ehemals volskischen Städte und die Gewährung des römischen Bürgerrechtes an alle dortigen Einwohner.

Tod in der Fremde

Man wusste sich in Rom kaum noch zu helfen und sandte eine letzte Delegation ab, zu der auch Coriolanus’ Frau und seine Mutter gehörten. Erst auf sie und nach langem Überreden willigte er ein, die Angriffe einzustellen, bestand jedoch weiter auf der Forderung nach dem Bürgerrecht. Nachdem man sich in Rom angesichts der volskischen Übermacht dazu durchringen konnte, war Rom gerettet.

Was daraufhin geschah, ist nur bruchstückhaft zu rekonstruieren. Die einen Quellen meinen, Coriolanus wäre bei seiner Rückkehr zu den Volskern von Attius Tullius ermordet worden, die anderen gaben ihm noch ein langes Leben bei diesem Volksstamm in Antium, das ihm Asyl gewährt hatte. Jedenfalls verwehrte ihm Rom bis zu seinem Tod die Rückkehr.

Bewertung

Bis auf sein Lebensende scheint die Geschichte schlüssig zu sein, doch trotzdem ist vieles auf eine Biografie zusammengezimmert worden. Schon Anfang des 19.Jh. erkannte der deutsche Historiker Niebuhr Zusammenhänge mit Ereignissen, die sich ein gutes Jahrzehnt später als in der Biografie angegeben ereignet hatten. Hinter dem römischen Bündnispartner auf Sizilien ist wohl zu Recht Hiero von Syracusae zu vermuten. Auch gab es damals eine Hungersnot, welche die Römer dazu genötigt haben wird, den Volskern das Bürgerrecht zu verleihen.

Die Legende von Coriolanus tauchte erstmals in der 2. Hälfte des 4.Jh.v.Chr. auf (also gut 150 Jahre nach den angeblichen Ereignissen). Die gens Marcia - später nicht mehr patrizisch, sondern plebejisch - berief sich natürlich auf ihren berühmten Vorfahren; allerdings hauptsächlich um dies politisch auszunützen. Der innenpolitische Wert ging jedoch weit über die Familie hinaus und ist ein weiteres Mosaiksteinchen im Mythos rund um Gründung und Selbstbehauptung Roms in seiner Frühzeit.

Von Coriolanus sind keine Portraits überliefert.


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der römischen Republik", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)