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Lucius Domitius Aurelianus

Herrschaft II (Sieg über Zenobia)

Der Sieg über Juthungen und Markomannen hatte einerseits den Druck von der raetisch-norischen Donaugrenze genommen, andererseits standen dadurch seit langem wieder genug Truppen in Oberitalien, um dem Gallischen Sonderreich Paroli bieten zu können.

Vorerst zog Aurelian nochmals auf den Balkan, zunächst um organisierte Plünderer zu vertreiben. Im Frühjahr 272 überquerte er die Donau um die Goten vernichtend zu schlagen. Deren Anführer Cannabaudes kam dabei ums Leben und der Kaiser schmückte sich mit dem Titel Gothicus maximus. Diesen Titel hatte er sich redlich verdient, denn die Goten blieben für längere Zeit dem Reichsgebiet fern.

Der Oberlauf der Donaugrenze war gesichert worden, am Unterlauf sah die Sache anders aus. Die von Kaiser Trajan Anfang des 2.Jh.n.Chr. eroberte Provinz Dakien war langfristig nicht mehr zu halten. So entschied sich Aurelian zu einer geordneten Evakuierung. Die römischen Bürger wurden nach Moesien und Thrakien umgesiedelt. Zu diesem Zweck errichtete Aurelian auf deren Boden zwei neue Provinzen, in denen der Name Dakien weiterlebte: Dacia Ripensis und Dacia Mediterranea.

Damit schuf er fürs erste einen Puffer zwischen den ständig in den Donauraum einströmenden Stämmen und dem Reichsgebiet. Dakien war bisher ein Musterbeispiel für die planmässige Durchdringung eines eroberten Gebietes gewesen, dennoch hat die direkte römische Herrschaft nur etwa 175 Jahre gewährt. Die Donau bildete damit - wie vor den trajanischen Eroberungen - die wesentlich kürzere und leichter verteidigbare Grenze zum Barbaricum. Die Goten übernahmen in Folge die geräumten Landstriche.

Als nächstes wandte sich Aurelian Zenobia und ihrem Sohn Vaballathus Athenodorus zu, die mittlerweile unter Ausnutzung der inneren Schwäche Roms und unter stillschweigender Duldung der vorangegangenen Kaiser den Osten des Reiches beherrschte. Ihr Einflussbereich reichte von Ägypten bis Kleinasien und im Frühjahr 271 hatten sie sich zu Augusta und Augustus ausrufen lassen.

In Kleinasien stiess Aurelian auf keinen nennenswerten Widerstand. Lediglich die Stadt Tyana leistete kurze Gegenwehr. Seinen Soldaten verwehrte er das Begehren einer Plünderung. Diese Milde sollte sich bezahlt machen. Die Griechenstädte öffneten ihm allesamt ihre Tore. Ägypten ergab sich seinem Heerführer Probus ohne dass ein Tropfen Blut vergossen worden wäre.

Die erste echte Schlacht fand bei Immae, ca. 40 km östlich von Antiochia, statt. Die Hauptmacht der Palmyrer, besonders ihre gefürchtete schwere Kavallerie, unterstand dem General Zabdas. In dieser Schlacht am Fluss Orontes ging Aurelians’ Taktik mit seiner leichten Kavallerie auf und der Gegner konnte die volle Wirkung der Truppen nicht entfalten. Die Römer hatten so einen grossen Sieg für sich zu verbuchen und in Antiochia wurde der Kaiser tags darauf freudig begrüsst.

Mit Truppen aus den eroberten Gebieten setzte Aurelian die Wiedereroberung fort. Zenobia zog sich unterdessen mit den verbliebenen Einheiten in das südlich gelegene Emesa zurück. Aber auch in der nun folgenden zweiten Schlacht blieb Aurelian Sieger auf der ganzen Linie.

Nach zwei verheerenden Niederlagen blieb Zenobia nur mehr der Rückzug in ihre eigene Hauptstadt Palmyra. Die von Wüsten umgebene Oasenstadt bot sich ideal für einen Verteidigungskampf an. Sie hoffte, dass Aurelian eine längere Belagerung infolge der schlechten Nachschubwege nicht durchhalten würde. Doch die Logistik der Römer funktionierte und schlussendlich wurde den Eingeschlossenen die Vorräte knapp. In dieser prekären Situation setzte Zenobia alles auf eine Karte. Sie beschloss die Perser um Hilfe zu ersuchen. Ein Entlastungsangriff hätte die Römer zum wenigstens vorübergehenden Abzug veranlasst.

Zenobia verliess persönlich auf einem schnellen Kamel ihre Oasenfestung und ritt dem Euphrat entgegen. Den Römern blieb das nicht verborgen und Aurelian liess der Herrscherin mit Reitern nachsetzen. Gerade als sie im Begriff war den Euphrat zu überqueren wurde sie eingeholt und gefangengenommen. Daraufhin ergab sich Palmyra ohne Widerstand. Aurelian dankte es den Bewohnern und verschonte die Stadt. Damit waren die östlichen Provinzen einigermassen friedlich in das Gesamtreich zurückgekehrt.

Über das Schicksal von Zenobia liegen unterschiedliche Berichte vor. Die Schuld an der Niederlage schob sie übrigens ihrem gelehrten Berater Cassius Longinus in die Schuhe, der dafür sterben musste. Es wird behauptet, sie sei auf dem Marsch nach Rom verstorben, wo sie Aurelian im darauffolgenden Jahr im Triumphzug mitführen wollte. Anderen Quellen zufolge war sie tatsächlich des Kaisers Aushängeschild bei den Siegesfeierlichkeiten. In Tivoli soll sie anschliessend unter Hausarrest gestellt und zur Ehe mit einem Senator gezwungen worden sein.

Die Ruhe, die sich Aurelian bei seiner Abreise aus dem Osten dargeboten hatte, war trügerisch und sollte nicht lange andauern. Es kam erneut zu Aufständen und die römische Besatzung bei Palmyra unter der Führung von Marcellinus wurde hingemetzelt. Ein Mann mit Namen Septimius Antiochus liess sich zum Gegenkaiser ausrufen. Gerüchteweise war er ein Sohn des ehemaligen palmyrischen Herrschers Odaenathus. Aber auch in Ägypten sorgte ein Mann namens Firmus für Unruhe.

Der Kaiser kämpfte gerade gegen den Stamm der Karpen an der Donau, als ihn im Frühjahr 273 die Nachricht von den erneuten Unruhen im Osten erreichte. Aurelian eilte nach Syrien und besiegte die völlig überraschten Palmyrer. Die Oasenfestung wurde im Handstreich genommen und diesmal liess er die Soldaten die Stadt systematisch plündern. Hiernach wurde sie dem Erdboden gleichgemacht. Unter diesem Eindruck beging Firmus in Ägypten Selbstmord.

Münzportrait
des Kaisers Aurelian


 

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(PL)