DIE KRIEGE ROMS |
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ZW.KRIEGSZEIT |
Die Entwicklungen nach Kriegsende
Das künftige Provinzgebiet wurde vor allem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgewählt, sodass nicht der gesamte ehemalige dakische Herrschaftsraum einfach römisch wurde. Das Siebenbürger Hochland wurde ein Ackerbauzentrum, der Westen ein Bergbaugebiet. Um separatistischen Gruppierungen die ökonomische Basis zu entziehen, trieb man die Agrarflächen bis über die untere Grenze des Buchenwaldes an den Berghängen hinauf. Aktivitäten jenseits der Gebirgsgrenzen Siebenbürgens nach Nordwesten, Norden und Nordosten hin waren hingegen nicht geplant. Begleitet wurden diese seit der zweiten Hälfte des Jahres 106 auf Hochtouren laufenden Vorarbeiten zur Provinzwerdung mit der Errichtung zahlreicher Lager entlag der neuen Grenzen. Schon Anfang August und damit praktisch bei Kriegsende hatte Trajan D. Terentius Scaurianus als ersten dakischen Statthalter eingesetzt. Seine Provinz wurde um die bislang Moesien zugeschlagenen Gebietsgewinne aus dem ersten Dakerkrieg ergänzt. Die Walachischen Ebenen, Zentralsüd- und Südostsiebenbürgen und die römisch Gebiete an mittlerer und unterer Moldau gingen noch 106 an die Provinz Moesia inferior (Untermoesien), da sie ohnehin von den moesischen Legionen besetzt waren. Ebenfalls mit dem Ende des zweiten Dakerkrieges stand die Teilung der Provinz Pannonien in Verbindung. Pannonia Inferior (Unterpannonien) sollte damit eine Frontstellung gegen die Jazygen und Pannonia Superior (Oberpannonien) gegen die Germanen an der mittleren Donau bieten. Als erster Statthalter von Unterpannonien wurde ebenfalls noch 106 Publius Aelius Hadrianus bestimmt. Ende Mai oder Ende Juni 107 war Trajan wieder nach Rom zurückgekehrt und liess sich in einem zweiten Triumph feiern. Hatte man nach dem ersten Dakerkrieg noch Münzen mit Dacia victa (besiegtes Dakien) geprägt, so sprangen nun solche mit Dacia capta (erobertes Dakien) von Prägestock. Besonders während des Triumphes von 107 stiegen die Emissionszahlen mit diesem Motiv beträchtlich an. Am 26. Mai (oder 25. Juni) 107 erhielt das Volk das congiarium (Geldspende) in der Höhe von 500 Denaren pro Kopf. Parallel begann eine grossartige Spielserie, die sich ganze drei Jahre hinziehen sollte. Die Grundlage für Spenden und Spiele lieferten die erbeuteten Reichtümer Dakiens. Die Wertangaben des kaiserlichen Leibarztes Titus Statilius Kriton konnten mittlerweile als übertrieben entlarvt werden. Dennoch kann sich auch die glaubhafte Korrektur sehen lassen: 50.000 Kriegsgefangene, 500.000 Pfund (= 165 Tonnen) Gold, 1 Million Pfund (=331 Tonnen) Silber und zahlreiche nicht taxierbare Kunstschätze. Kleinere - in der Antike unentdeckte - Teile des dakischen Goldschatzes kamen erst in der Neuzeit durch Bodenfunde zum Vorschein. Alleine zwischen 1540 und 1759 barg man gut 700 kg Goldmünzen! Die
Anaglypha Traiani zeigt die Ankündigung einer Geldspende an
das Volk Dieser Zustrom an Edelmetall (in Folge auch aus den dakischen Goldminen) hatte langfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft des Imperiums. Sie ermöglichten das monetäre System zu stabilisieren, da es in den letzten Jahrzehnten vor dem Krieg zu einem Aufwertungsdruck der Goldmünzen gekommen war. In den Jahren 107 bis 112 wurde das Gold-Silber-Verhältnis durch eine leichte Abwertung des Goldes wieder ins Lot gebracht. Das Geld wurde neben den erwähnten Geldgeschenken vor allem durch einen reichsweiten Bauboom unter die Leute gebracht. Das eindrucksvollste Zeugnis für den Sieg über die Daker ist aber nicht irgendein grosses Gebäude, sondern die Trajanssäule in Rom. Sie dokumentiert die beiden Kriege in einem spiralförmigen Band (das ursprünglich bemalt war!). Die antiken Quellen zu den Menschenverlusten des Dakerkrieges sind zwiespältig. Alleine die Zahl von 50.000 wehrfähigen Kriegsgefangenen bietet einen konkreten Anhaltspunkt. Der Schriftsteller Eutropius erwähnt hohe dakische Verluste, die später irrigerweise in eine Ausrottung des dakischen Volkes uminterpretiert wurden. Alleine die zahlreichen Übertritte adliger Daker mit ihren grossen Gefolgen widerlegt diese These. Über die römischen Verluste schweigen die Quellen vollends, doch dürften sie sich in Grenzen gehalten haben. Faktum ist, dass sowohl in der neuen Provinz Dakien, als auch ausserhalb ihrer Grenzen eine breite einheimische Bevölkerungsschicht existierte. Im 2. und 3.Jh.n.Chr. sammelten sich sogar einige Stämme in Westrumänien, in den Nord- und Ostkarpaten und an den Flüssen Pruth, Dnjestr und an der Moldau sowie in der Grossen Walachei. Provinzdaker wurden rasch als Ersatzmannschaften für die Auxiliareinheiten angeworben und selbst in die Gardetruppen in Rom gelangte mancher Daker. Die fruchtbaren Gebiete zogen jedoch rasch zahllose Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches an und drängten die Einheimischen ökonomisch in die Defensive. Dies ist weniger in einer Abnahme als in einer Nicht-Teilhabe des wirtschaftlichen Aufschwungs zu sehen. Der meiste Grund und Boden wurde kaiserlicher Domänenbesitz, der an Militärlager und Veteranen abgegeben wurde. In den siedlungsarmen und weniger fruchtbaren Gebieten blieb jedoch die einheimische Bevölkerung verfügungsberechtigt. Selbst die meisten Kriegsgefangenen kamen als Sklaven wieder zurück in ihre ländliche Heimat, da man sie dort für den Aufbau der Landwirtschaft einsetzte und ihnen den verbliebenen kulturellen Hintergrund belies. Anzumerken ist auch, dass es nach den Dakerkriegen durch Kriegsverluste und -gefangene einen deutlichen Überhang an freien dakischen Frauen und Kindern gab. Die übergelaufenen dakische Führungsschicht, sowie einheimische Händler partizipierten jedoch am Aufschwung und nutzten die Chancen der Städte. Vor allem durch den Zuzug römischer Kolonisten aus allen Provinzen und die Veteranenansiedlungen besorgten durch Heirat mit einheimischen Frauen eine rasche Romanisierung Dakiens. |
Sesterz
des Trajan mit der
gefesselten Dacia und erbeuteten Waffen & Schilden
Die Trajanssäule in Rom dokumentiert
die beiden Kriege Trajans gegen die Daker |
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Quellen: Karl Strobel "Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"; Karl Strobel "Die Donaukriege Domitians"; Annette Nünnerich-Asmus "Trajan", P.Conolly "Die römische Armee" |
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