KULTUR |
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EINLEITUNG |
Wagenrennen
Die RennenFür die Rennen benutzte man kleine, leichtgebaute Wagen auf zwei Rädern. Die vordere Brustlehne reichte nur etwa bis zu den Schienbeinen der Fahrer. Amateure fuhren im Zweigespann, Profis im Viergespann. Selten gab es auch Sechs- und Siebengespanne. Diese dienten aber eher besonderen Vorführungen bei den Rennen. Die Gespanne wurden in Gruppen zusammengefasst, die zur deutlichen Kennzeichnung eine unterschiedliche Farbgebung besassen. Die Pferde wurden für ihre Aufgabe sorgfältig ausgewählt, ausgebildet und vorbereitet. Das klassische Rekrutierungsgebiet für die Tiere war das Land der Sabiner, doch wurden auch Pferde aus Kalabrien und Apulien verwendet. Des öfteren importierte man auch fertig ausgebildete und bewährte Renntiere aus den Provinzen. Araberhengste, wie sie etwa im Film Ben Hur vorkommen, gab es damals noch nicht. Die Lenker trugen eine kurze, ärmellose Tunika und um den Leib zahlreiche breite Binden. Dem Kopfschutz diente eine Art Sturzhelm. In den Binden steckte man ein krummes Messer, um im Falle eines Sturzes die Zügel durchtrennen zu können. Dies war deshalb nötig, da die Zügel um den Körper des Lenkers gewickelt waren. So konnte der Fahrer problemlos mit der linken Hand lenken und mit der rechten die Peitsche schwenken. Die Wagen selbst dürften in Leichtbauweise gebaut worden sein, um die Kraft der Pferde möglichst optimal ausnutzen zu können. Rekonstruktionsversuche ergaben zuweilen ein Gewicht von 30 kg. Der missus (das Rennen) begann an einer Schranke an der rechten Seite der spina. Nach dem Startsignal mussten die Wagen sieben Mal die Bahn durchrasen, wobei Start- und Zielpunkte vor der Loge des Veranstalters lagen. Die Länge der Gesamtstrecke betrug nach sieben Runden etwa 5200 m. Ursprünglich gab es zwölf Rennen am Tag, deren Zahl sich aber später auf 24 verdoppelte. Gelegentlich wurden auch mehr veranstaltet. Es versteht sich von selbst, dass es bei den rasanten Fahrten häufig zu Unfällen kam. Der kritische Punkt war jedes Mal die Wendemarke an den Zielsäulen. Hier krachten oftmals die Wagen der Teilnehmer ineinander und konnten Todesstürze verursachen. Und dennoch sind Wagenlenker überliefert, die mehrere Tausend Rennen bestritten haben sollen. Die offizielle Siegesprämie bestand lediglich aus einer Siegespalme, die von den Kampfrichtern überreicht wurde. Daneben gab es jedoch Geldprämien, die von Gönnern gestiftet wurden. Auch wurden Trostpreise vergeben. Ein gewisser Diokles gewann an einem Tag gleich zweimal 40.000 Sesterzen. Kaiser Gaius zahlte seinem Günstling Eutyches insgesamt 2 Millionen Sesterzen. Es gab Lenker die an mehr als 5000 Rennen teilnahmen und ein Vermögen verdienten. Diokles hatte am Ende seiner Laufbahn 4257 Rennen absolviert, davon 1462 Mal den Sieg davon getragen und die unvorstellbare Summe von 36 Millionen Sesterzen angehäuft; das meiste davon aus seiner Tätigkeit als Wagenlenker. Zudem konnten sie sich der überschwänglichen Gunst des Publikums erfreuen. Ein Vergleich bei Verdienst und Rummel um heutige Sportlergrössen ist durchaus angebracht! Die römischen Bürger nahmen sehr lebhaft Anteil an den Wagenrennen, die nach den factiones (Parteien) und damit den Farben ausgerichtet war. Folgende vier Farben wurden verwendet: albata (die "Weissen"), prasina (die "Grünen"), russata (die "Roten") und veneta (die "Blauen"). Je nach Fahrergruppen (und Gespannfarben) bildeten sich unter den Zuschauern Parteien. Die Rivalität ging dabei so weit, dass innenpolitische Fragen ausgetragen werden konnten. So konnten die „Roten“ und "Weissen" in Opposition zum Kaiserhaus stehen, die „Blauen“ den Senat und die „Grünen“ den Kaiser unterstützen. Dies hatte zur Folge, dass es nach den Spielen des öfteren zu gewalttätigen Ausschreitungen mit blutigen Strassenkämpfen kam. Das Hippodrom von Byzanz war in spätantiker Zeit berüchtigt für diese Form der Parteienkämpfe. |
Sieben Delphine |
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(PL) |