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AUSBILDUNG |
Die Medizinische Ausbildung in der Antike Die Medizin als Handwerk In der gesamten Antike unterlag die Ausbildung von medizinischem Personal praktisch keiner obrigkeitlichen Regelung und es gab auch keine bindenden Regeln für den entsprechenden Unterricht oder die Ausübung der Berufe. Man sah die Medizin meist im Lichte einer techne (grch. "Handwerkskunst"), die jeder wie ein gewöhnliches Handwerk erlernen konnte. Die Qualität der Ausbildung hing damit ausschliesslich vom Wissen und den Fähigkeiten des Lehrers ab. Ob man die Medizin anstatt zur einfachen techne der technai eleutherioi (grch. "freie Künste") zurechnen sollte, war während der gesamten Antike ein Streitfall, der niemals gelöst wurde. In frühgriechischer Zeit blieb das medizinische Wissen auf spezielle Ärztedynastien beschränkt, die Kenntnisse von Generation zu Generation nur innerhalb der Familie weitergaben. Ab dem 6.Jh.v.Chr. nahm man auch Fremde in die Lehre, die vermutlich dafür bezahlten. Mit dem Aufkommen medizinischer Literatur im 5.Jh.v.Chr. wurde die praktische Ausbildung durch einen Lehrer mit dem Studium entsprechender Texte ergänzt. Damit einher ging auch ein Aufschwung der theoretischen Komponente, da man sich nun auch allgemeine, nicht nur auf einen einzigen Patienten bezogene, Fragen über die Krankheiten und die Lebensführung stellte. In dieser Zeit dürfte es auch zu den ersten wirklichen Ausbildungsstätten (auf Kos und in Knidos) gekommen sein, da einerseits berühmte Mediziner Schüler aus allen Teilen des Mittelmeerraumes anzogen und andererseits diese entsprechende Bibliotheken anlegten. Einige der in der Antike weithin kursierenden medizinischen Standardwerke dürften aus derartigen frühen Kompilationen hervorgegangen sein. Die Herausbildung von "Ärzteschulen" Im hellenistischen Zeitalter wurde Alexandria mit seinem anatomischen Schwerpunkt der Mittelpunkt der ärztlichen Gelehrtenwelt. Im Gegensatz zu anderen Orten, musste man sich nicht um berühmte Ärzte bemühen, denn sie pilgerten ob der Reputation der Einrichtungen von selbst in das Ptolemäerreich. In Alexandria begegnen auch erstmals konkurrierende Lehrmeinungen bezüglich der Vermittlung medizinischen Wissens. Dogmatiker, Empiriker, Herophileer, Methodiker & Pneumatiker hatten ihre Anhänger und daraus resultierten auch unterschiedlich lange Ausbildungszeiten. Einige dieser „Ärzteschulen“ - grch. hairesis, lat. secta - lassen sich erstmals im 3.Jh.v.Chr. nachweisen und standen von Anfang an in Konkurrenz zueinander. Allgemeines Erkennungsmerkmal war eine Gründungsfigur, sowie meist gleichgerichtete medizinische Lehrmeinungen oder Methodologien. Wichtig war allen Ärzteschulen die Absonderung von den Lehrmeinungen der anderen. Es gab meist weder eine organisatorische Ausgestaltung, noch ein geografisch lokalisierbares Zentrum solcher Lehren. Seit dem 3.Jh.v.Chr. kannte man Empiriker und Herophileer (sowie theoretisch bereits die Dogmatiker als den nicht zuordenbaren „Rest“), im 1.Jh.n.Chr. Dogmatiker, Empiriker & Methodiker sowie im 2.Jh.n.Chr. Dogmatiker, Empiriker, Methodiker & Pneumatiker, wobei erstere und letztere zahlreiche Berührungspunkte aufwiesen. Abgesehen von diesen Lehrrichtungen erfolgte durch die zunehmen Spezialisierung eine vermehrte Heranbildung von Fachärzten, die ihr Wissen wiederum in ihrer fokussierten Bandbreite weitergaben. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis blieb von der Hochantike, über die Spätantike bis in das Mittelalter das bestimmende Element der Ausbildung; auch in den Vorstufen des institutionalisierten Lehrbetriebs von Alexandria und Ravenna. Ausbildung in der Spätantike & in Byzanz In der Spätantike rückte die ärztliche Kunst immer weiter weg vom Handwerk und Ärzteschulen hin zur Philosophie, sodass medizinisches Theoriewissen sogar in die gehobene Allgemeinbildung einfloss. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es praktisch keine Vorschriften für Lehrbetrieb und Ausübung gegeben. Lediglich Kaiser Severus Alexander erliess ein Edikt bezüglich der Besoldung aus Staatsmitteln für Ärzte, die ihr Wissen an Schüler weitergaben, und gestatte ihnen die Nutzung öffentlicher Gebäude für diese Lehrtätigkeit. Im spätantiken Alexandria erklärte man einige Texte des Corpus Hippocraticum und des Corpus Galenicum (beides Sammlungen medizinischer Schriften) zur Basis jeder medizinischen Ausbildung. Wohl in dieser Zeit entstanden auch die Summaria Alexandrina (lat. „Alexandrinische Zusammenfassungen“), welche dazugehörige Kommentare enthielten. Mit dem Aufkommen der Spitäler im frühen Byzantinischen Reich erweiterte sich der Lehrbetrieb auf diese, so etwa am Pantokratoros-Hospital in Konstantinopel. Die Ausbildung in solchen Krankenhäusern kann als Vorstufe der medizinischen Hochschulen gelten. Zur theoretischen Vorbereitung wurde ein phrontisterion (grch. "Denkort"; entspricht dem modernen Seminar!) abgehalten. Gewissen Regeln unterlag die Ausbildung nun vor allem durch die Erlasse in Bezug auf das Krankenhauswesen; vor allem dem numerus clausus für den Einsatz in den Spitälern, von dem nur die Ärzte mit der besten Reputation ausgenommen sind. Unter dem Eindruck der spätantiken Medizin und ihrer Textsammlungen breitete sich diese Vorgehensweise auch in der arabisch-islamischen Welt aus. Für das mittelalterliche Konstantinopel ist schlussendlich im 12.Jh.n.Chr. eine Approbation der angehenden Ärzte vor einem tes iatrikes proexarchon (grch. „Vorsteher der Medizin“) belegt. Jene, die für das Praktizieren zugelassen wurden, erhielten auch ein symbolon (grch. „Zeichen“), was durchaus als frühe Form der Approbationsurkunde zu werten ist. |
diverse kleinere medizinische
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Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", "Der kleine Pauly" |
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