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Politiker


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H.COCLES

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Horatius Cocles

* um 536 v.Chr. in Rom
+ nach 506 v.Chr. in Rom
Kommandant der Stadtwache Roms 506 v.Chr.

Einleitung

Mit Horatius Cocles trat ein Mann in die Geschichte, der anders als seine patrizischen Verwandten keine politischen Ämter bekleidet hatte. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt, doch trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner Behinderung - ihm fehlte ein Auge - leistete er seinen Militärdienst nicht an der Front, sondern bei der Stadtwache.

Herkunft

Horatius Cocles wurde um das 536 v.Chr. als Mitglied der gens Horatia geboren und gehörte damit zu den führenden patrizischen Familien Roms. Aus ihnen stammten etwa die drei Brüder, die gegen die drei Brüder der Curatier aus Alba Longa kämpften. In diesem Sinne rang die Familie mit den anderen Vornehmen der jungen Stadt Rom um den politischen Einfluss; allen voran die Valerier.

Von den konkreten Eltern des Horatius ist nichts bekannt; auch hatte er niemals den Konsulat inne. Alleine sein Beiname „Cocles“ gibt Auskunft über sein Aussehen, denn das Wort ist mit „Zyklop“ verwandt und bezeichnet jemanden, der nur über ein Auge verfügte. Wann er dieses eine Augenlicht verloren hatte, ist ebenfalls nicht bekannt.

Eine Heldentat

Als die Etrusker unter ihrem König Lars Porsenna 506 v.Chr. Rom angriffen, konnten sie die römischen Truppen ausmanövrieren und bis an den Tiber vordringen. Möglicherweise hatten die Römer aber auch selbst die Initiative ergriffen und waren während der Verfolgung der etruskischen Nachhut in Bedrängnis geraten. Jedenfalls stand der Gegner an der pons Sublicius (eine Brücke über den Fluss), die zum gleichnamigen Stadttor führte

Da anscheinend die meisten Soldaten im Felde standen, war für die Verteidigung der Stadt nur ein kleines Kontingent zurückgeblieben. Um der akuten Bedrohung Herr zu werden rückte Horatius Cocles als Kommandant der Stadtwache mit lediglich zwei Mann - namentlich Spurius Larcius und Titus Herminius - aus, um die Brücke zu verteidigen

Da dies nicht länger hätte durchgehalten werden können, stellte sich Horatius an das jenseitige Ufer und begann mit seinen beiden Begleitern gegen die Etrusker zu kämpfen, während hinter ihnen die Brücke Planke für Planke unbrauchbar gemacht wurde. Als genügend von der Brücke demoliert war schickte er Larcius und Herminius zurück (wohl halfen sie mit der Konstruktion den Todesstoss zu geben) und der stark unter Bedrängnis stehende Horatius liess sich nach einem kurzen Stossgebet an den Flussgott in den Tiber fallen. Währenddessen gab auch die instabil gewordene Brücke nach und nahm den Etruskern die Möglichkeit trockenen Fusses über den Fluss zu gelangen.

Mit letzter Kraft konnte der verwundete Horatius das romseitige Ufer erreichen. Als Anerkennung für seine Tat erhielt er auf Anhieb etwas, das in Rom damals knapp war: eine Gratisration Lebensmittel. Später widmete man ihm noch eine Bronzestatue.

Tod

Mehr ist über Horatius Cocles nicht bekannt. Wohl dürfte er in den Jahren nach seiner Grosstat eines natürlichen Todes gestorben sein. In comitio (am Versammlungsort am Forum in Rom) stand eine archaische Bronzestatue, welche einen einäugigen Mann zeigte und von dem die Mitglieder der gens Horatia auch noch nach Jahrhunderten behaupteten, es handle sich um ihren berühmten Vorfahren. Später verlegte man das Kunstwerk auf den Vulcanal, wo sie noch im 2.Jh.n.Chr. erwiesen ist. Der Rest einer Kopie davon hat sich erhalten und zeigt den Mann in einem archaischen Stil, der in Griechenland bereits ausser Mode gekommen, im frühen 5.Jh.v.Chr. in Rom jedoch noch beliebt war.

Bewertung

Die Geschichte rund um die heldenhafte Verteidigung der Brücke wurde vom Schriftsteller Polybios gut 350 Jahre später schriftlich festgehalten (In seiner Version kam Horatius dabei um). Wohl gab es ältere Quellen, doch diese sind nicht auf uns gekommen (In ihnen blieb Horatius am Leben). Schon Livius bezweifelte die Authentizität des Vorfalls und die Summe der Heldenhaftigkeit ist wahrlich überproportional.

Die pons Sublicius (Sublicius-Brücke) war wohl kaum mehr als ein Steg. In diesem Sinne ist eine Verteidigung durch eine resp. drei Personen gerade noch glaubhaft. Wenn der Gegner über keine Fernwaffen (Wurfspeere, Pfeile, etc.) mehr verfügt, sind die Angriffsmöglichkeiten beschränkt, denn auf einem normalen Ein-Mann-Steg kann eben nicht eine Dutzendschaft nebeneinander kämpfen.

Das Eilabbruchverfahren für die Brücke könnte wie folgt ausgesehen haben: Ein Mann reisst jede zweite Planke heraus und kurz nach ihm (das geht fast parallel!) ein zweiter Mann die restlichen. Bleibt noch Horatius’ Sprung ins Wasser. Wenn er Schild und Schwert (ersteres wird wohl die grössere Rolle im Sinne des Abdrängen des Gegners gehabt haben) wegwarf und beim Sprung vielleicht auch noch den Helm „verlor“, dann blieb an seinem Körper wohl nur noch eine Pektorale (umgeschnallter einfacher Brustschutz; Vorläufer des Muskelpanzers). Derart erleichtert wird das Schwimmen durch den Fluss plausibler. Auch ist zu berücksichtigen, dass die Holzplanken im Tiber schwammen. An ihnen konnte sich der Verwundete festgeklammert haben, während man ihn aus den Fluten zog.

Unabhängig von der Plausibilität stand die Geschichte Jahrhunderte lang für die heldenhafte Verteidigungsbereitschaft der Römer und sollte Vorbild für die jungen Soldaten geben.

Zitate

Livius
über die Verteidigung der Brücke
„berühmt, aber nicht glaubhaft“

Kopie der Statue des Horatius Cocles, welche Jahrhunderte in Rom stand
ex collectione imaginum W.Tungsten
similiter in libro G.Hafner "Bildlexikon antiker Personen"


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der römischen Republik", N.Sekunda, S.Northwood, R.Hook "Early Roman Armies", G.Hafner "Bildlexikon antiker Personen", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)