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EINLEITUNG |
Marcus Aurelius Valerius Maxentius HerrschaftAls
Maxentius am 28. Oktober 306 zum Kaiser ausgerufen wurde, waren
Mittel- und Süditalien sowie die Inselprovinzen Korsika, Sardinien
und Sizilien auf seiner Seite. Als die Nachricht in die Provinz Africa
gelangte, woher grosser Mengen Getreide bezogen wurden, schlug sie
sich ebenfalls auf seine Seite. Norditalien hingegen war Severus treu
ergeben. Das
Problem war, dass Maxentius über keine ausreichende Streitmacht verfügte.
Kampferprobt waren nur Teile der Prätorianer. Die städtischen Kohorten und
ähnliche Formationen waren gewohnt Verwaltungs- und Ordnungsdienste
in Italien zu versehen. Maxentius
sah sich so gezwungen äusserst vorsichtig vorzugehen und wollte eine gütliche
Anerkennung seiner Ansprüche durch Galerius erwirken. In Karthago
liess er eine neue Münzstätte einrichten. Die dort geprägten Geldstücke
nennen ihn lediglich einen Caesar. Andere Münzinschriften waren ähnlich
bescheiden. Der Augustus-Titel wurde geflissentlich vermieden. Öfters
erscheint er auch als Princeps. Den offiziellen Caesar Constantinus
versuchte er durch den Titel „Erster der Jugend“ für sich zu
gewinnen. Durch
die neue Machtposition konnte er auch seinem Vater wieder ins aktive
politische Geschäft verhelfen, indem er ihm den Purpurmantel übersandte.
Als sein Augustus sollte er ihm im Kampf gegen jeden potentiellen
Feind beistehen. Sein Ziel war aber immer noch die einfache
Anerkennung durch Galerius, den ranghöchsten der Tetrarchen. In
diesem Punkt hatte er sich jedoch verrechnet. Galerius war überhaupt
nicht willens Maxentius' neue Rolle zu akzeptieren. Unter anderem nahm
er ihm übel, die Prätorianergarde wieder voll ins Geschäft gebracht
zu haben. Die
Folge war, dass Galerius seinen Vertrauten und
Augustus im Westen, Severus, auf Rom marschieren liess. Es ist nicht klar, warum dieser
nicht schon aus eigenem Antrieb gehandelt hatte, da er über die
nötige militärische
Übermacht verfügen konnte. Im Endeffekt nutzte diese aber nichts, da
Severus’
Soldaten kurz vor der Stadt zu meutern begannen und lieber den Sohn
des seinerzeit beliebten Maximianus unterstützten. Es ist anzunehmen,
dass auch genügend Bestechungsgelder von Hand zu Hand gingen. Nach
diesem Erfolg fühlte sich Maxentius sicher genug, um den Augustus-Titel auch in der Öffentlichkeit anzunehmen. Da
Constantinus’
derzeitige Position von den Vorgängen in Rom nicht betroffen war,
akzeptierte nun auch dieser den Personalwechsel an der Spitze des
Westreiches. Auch er sah in Galerius den eigentlichen Gegner. Um seine
Position weiter abzusichern, verheiratete Maxentius seine Schwester
Fausta mit Constantinus. Galerius
war darüber natürlich nicht erfreut und zog selbst an der Spitze
einer Invasionsarmee gegen Rom. Diese erlitt nun das gleiche Schicksal
wie zuvor die von Severus. In Interemma, etwa 30 km nördlich von Rom,
musste Galerius aus den selben Gründen kehrt machen. Mit Mühe und
Not gelang ihm die Flucht per Schiff. Maxentius war nun Herr über
Italien und Africa. Als Zeichen seines Wohlwollens, verzichtete er auf
eine Verfolgung der fliehenden Truppen seines Gegners. So
gut bislang alles gelaufen war, so schnell schlug jetzt das Schicksal
um. Spanien, das eigentlich Constantinus zugesprochen war, schlug sich
auf die Seite von Maxentius. Dies brachte den Caesar gegen seinen
Augustus auf. In weiterer Folge handelte auch sein Vater Maximianus
aus reiner Machtgier gegen ihn. Bei dessen Eintreffen in Rom im April
308 wurde er entwaffnet. Da
sich Maxentius hauptsächlich in Italien aufhielt, konnte er im
Gegensatz zu vielen seiner Kollegen die Stadt verschönern lassen.
Der bekannteste Bau ist die Basilica
Nova (Maxentius-Basilika), die erst sein Rivale und Nachfolger
Constantinus fertig stellen liess. Der Profanbau - es war eine öffentliche
Markthalle für Geschäfte und Gerichtsverhandlungen - wies eine neue
architektonische Konzeption auf. Eine grosse Haupthalle ähnlich jener
der Diocletiansthermen wurde von einer monumentalen Bogenkonstruktion
überdacht. Noch heute stehen davon drei Bögen als Zeichen der
Leistungen römischer Grossbaukunst. Sie gehören zu einem der grössten
Gewölbe der römischen Geschichte. Ausserhalb
Roms liess Maxentius an der Via Appia eine Kaiservilla samt eigenem
Circus für 15.000 Zuseher und eine Familiengrabstätte errichten. Das
Mausoleum entsprach in seiner Bauweise etwa dem Pantheon des Hadrian,
nur dass es von allen Seiten sichtbar blieb und alle seine Teile eine
organische Einheit bildeten. Das komplexe Geflecht aus Bündnissen und Feindschaften hatte das Tetrarchiesystem zur Farce werden lassen. So fand 308 das auf Betreiben des Galerius einberufene Vierkaisertreffen in Carnuntum (Petronell) statt, wo sich Diocletian nochmals in die aktive Politik einmischte. Man vereinbarte eine Neuordnung der Tetrarchie. Dem toten Severus folgte mit Licinius wieder ein illyrischer Offizier und Freund des Galerius nach. Maximian wurde ein zweites Mal gezwungen der Politik zu entsagen und ging als Militärberater zu Constantinus, der in seinem Amt bestätigt worden war. Im Osten blieb sowieso alles beim alten. Dieses Ergebnis sollte Maxentius endgültig ins Desaster führen; wurde er doch zum Staatsfeind erklärt. In Italien änderte sich vorerst nichts an den Machtverhältnissen, doch zog Lucius Domitius Alexander, der vicarius der Diözese Africa, seine Unterstützung wieder zurück und liess sich als Imperator Caesar Lucius Domitius Alexander Pius Felix Invictus Augustus selbst zum Kaiser ausrufen. Da
ein Grossteil des Getreides für Hauptstadt damals aus Africa bezogen
wurde, bedeutete dies eine Kappung der Versorgungslinie für das
wichtigste Nahrungsmittel Roms. Die Folge war eine Hungersnot und ein Volksaufstand. Bei der Niederschlagung durch
die Prätorianer fanden etwa 6000 Menschen den Tod. 311 war die
Hauptstadt wieder so sicher, dass er den Gardepräfekten Gaius Rufius
Volusianus nach Africa entsenden konnte. Im Verlauf der weiteren
Ereignisse wurde Domitius
Alexander umgebracht. Immerhin hatte er sich 18
Monate halten können. Diesen Aufstand wollte Licinius nützen um sich als wahrer Augustus im
Westen durchzusetzen. Im Jahre 309 versuchte er mittels einiger
kleiner Vorstösse im Nordosten von Maxentius Einflussbereich Fuss zu
fassen. Doch war Maxentius offenbar immer noch so beliebt, dass Licinius
weitreichende Erfolge versagt blieben. Maximian wollte sich 310 ein drittes Mal den Kaisertitel holen und verkündete,
Constantinus sei auf seinem Feldzug gegen die Franken gefallen. Dieser
wandte sich mit seiner Streitmacht unverzüglich gegen Süden und
erzwang schliesslich die Auslieferung Maximians, der bald darauf erhängt
aufgefunden wurde. Sein Tod brachte die Versöhnung mit seinem Sohn,
denn Maxentius liess ihn durch den Senat vergöttlichen. Maxentius liess die Provinz Africa für ihren Abfall büssen. Karthago verlor
seine Münzstätte, die nun nach Ostia verlegt wurde, und es wurde ein
offizieller Triumph gefeiert. Münzen sprechen von Victoria Aeterna (ewiger Sieg). Auch liess er seinen mittlerweile
verstorbenen Vater unter die Götter einreihen, als ob es nie
Differenzen zwischen den beiden gegeben hätte. Der Grund lag darin,
dass sich Maxentius vor allem darauf stützte, der Sohn eines echten Augustus
zu sein. Auch Constantius Chlorus wurde auf Münzen geehrt, den er als
cognatus (Verwandten) bezeichnete. In Wirklichkeit war dieser
sein Schwager gewesen. Auch hier war das Ziel klar. Maxentius erhob
Anspruch auf dessen Gebiete, die aber zur Zeit von Constantinus
verwaltet wurden. Somit spitzte sich der nächste Konflikt bereits zu:
Maxentius gegen Constantinus. Das Ende dieser Auseinandersetzung
sollte epochal in die Geschichtsbücher eingehen. Im Jahre 312 zog Constantinus mit einer Streitmacht
von 40.000 Mann über den Montgenèvre-Pass gegen Maxentius. Dessen
Streitmacht hatte sich (vermutlich durch hastige Rekrutierungen)
mittlerweile auf mehr als 150.000 erhöht. Die Qualität der Truppen,
deren Disziplin, aber auch Maxentius’ Feldherrnkunst liessen indes
zu wünschen übrig. In einem Überraschungsangriff besetzte Constantinus die Garnison in Segusio
(Susa). Um von sich und seiner Sache einen guten Eindruck zu
hinterlassen, untersagte er seinen Soldaten die Plünderung. Die nächste
Auseinandersetzung fand bei Taurinorum (Turin) statt. Maxentius’
Stärke waren seine Panzerreiter, die jedoch bald in einen Hinterhalt
gerieten und so für die eigentliche Schlacht aus dem Spiel genommen
waren. Es folgte eine Niederlage nach der anderen. Bald waren Verona, Mutina
(Modena) und weite Teile Norditaliens unter der Kontrolle von Constantinus. |
Domitius Alexander usurpierte gegen Maxentius in Africa |
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(PL) |