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Handschrift Kleopatras entdeckt
(Quelle: ORF-Teletext, Di.24.10.2000)

Die bislang weltweit einzige Handschrift der letzten ägyptischen Königin Kleopatra wurde im Magazin des Berliner Ägyptischen Museums entdeckt. Seit 26.10. ist sie auch der Öffentlichkeit zugänglich.

Mit den Worten "So soll es sein" unterzeichnete sie im Jahre 33 v.Chr. einen Befehl auf einer Papyrusrolle. Darin ordnete sie die Bestechung des römischen Armeeschefs Candius an. Dieser sollte ihren Mann Marcus Antonius dazu überreden mit seinen Truppen an ihrer Seite in die Seeschlacht von Actium zu ziehen.


Pferdeskelett unter römischer Stadtmauer entdeckt
(Quelle: OÖ-Nachrichten, Di.28.11.2000, von Fritz Müller)

WELS. Die Archäologen jubeln: Seit drei Wochen legen sie Teile der historischen Stadtmauer frei, die beim Bau der neuen Volksbankzentrale entdeckt wurde. Nun stiessen sie auf ein 1800 Jahre altes Pferdeskelett.

Der Fund ist für Fachleute wie ein Lesebuch aus der Römerzeit. Die Archäologen entdeckten eine bronzene Kleidernadel, Raubtierzähne, Knochen von Tieren, die vermutlich die Bauarbeiter damals verzehrt hatten. Auch mehrere Feuerstellen kamen ans Tageslicht. Nun stiessen Museumsdirektorin Renate Miglbauer und ihr Team auf ein Pferdeskelett, das unter dem Fundament eines nachträglich errichteten Stadtturms zu liegen kam.

Bislang sicherten die Archäologen zwölf Meter des alten Schutzwalles an der östlichen Stadtgrenze. In den nächsten Tagen wird unter grossem Zeitdruck weitergegraben. Denn die Volksbank will eine Verzögerung oder gar einen Baustopp vermeiden.

Ausserdem sucht Miglbauer verzweifelt Sponsoren für die Bergung der Funde. Bislang sagte nur die Bank eine Unterstützung von 250.000 Schilling zu. Es fehlt nach mindestens eine halbe Million. Die Stadt will die Ausgrabungen unbedingt erhalten. Wer zahlt, ist noch offen.

Hobbyarchäologe Albert Neugebauer argumentiert mit dem touristischen Nutzen der Entdeckung. Wels solle sich als Römerstadt vermarkten. Immerhin hatte die Stadt Ovilavis damals eine grössere Bedeutung als Wien und die zweitlängste Stadtmauer nördlich der Alpen.


Kommentar von imperium-romanum.com zu
- den Funden in Wels &
- die Lage der geschichtlichen Kultur in Österreich und Umgebung

Die Bedeutung des norischen Ovilavis liegt im Ausbau als ziviles Verwaltungszentrum. Andere Orte, wie z.B. Lauriacum basieren auf einer hauptsächlich militärischen Struktur. Genauso verhält es sich in Pannonien. Vindobona hatte einen stark militärischen Charakter. Grosszügig ausgebaute Städte lagen deshalb eher im Inneren von Provinzen.

Dass das liebe Geld eines der Hauptprobleme der Archäologie - ja der Geschichte überhaupt - ist, wird wohl kaum von jemandem bezweifelt werden können. Allein der touristische Ausbau könnte das Verständnis für die entferntere Vergangenheit wieder wecken. Dies wird im Zusammenhang mit der im Gang befindlichen Aufarbeitung zeitgeschichtlicher Tatbestände deutlich.

Die Fokussierung der österreichischen Geschichte auf den Zeitraum von 1938 bis 1945 und die damit einhergehende Verneinung historischer Entwicklungsströme (Stichwort: Ursachenforschung) wirft ein bezeichnendes Licht auf unsere Gesellschaft. Gut ist nur das, was Geld bringt. Folglich ist auch nur für jenen Teil der Geschichte Geld vorhanden, aus dem sich Kapital schlagen lässt.

Die lokalen Kulturen passten sich seinerzeit der römischen vor allem deshalb an, weil sie ihnen erstrebenswert und überlegen erschien. Dazu kam, dass lokale Strukturen weithin erhalten blieben. Heutzutage erfolgt die Übernahme in weit engmaschigeren Zügen. Die angeblich so überlegene US-amerikanische Kultur schwappt auf den hiesigen Kontinent und verdrängt gewachsene europäische Inhalte.

Europas Errungenschaften basieren grösstenteils immer noch auf den Leistungen jahrtausende alter Hochkulturen samt ihrer gegenseitigen Beeinflussungen. Was ist in diesem Zusammhang von den Amerikanern zu halten, deren Geschichte gerade mal 200 Jahre alt ist und die geradezu erpicht darauf sind, alle anderen Einflüsse so gut es geht zu verdrängen. Aus der unheilvollen Mischung von übertriebenem Konservativismus, weithin akzeptierter Doppelmoral und Geldgier ist eine Gefahr für die gesellschaftlichen und kulturellen Leistungen einer jeder "alten" Nation (eben nicht nur der europäischen!) auf dem Globus entstanden.

Wenn also wieder einmal diverse "geschichtsreduzierende" Individuen jenseits des Atlantiks ihren Fuss grossmächtig auf afrikanischen, asiatischen, europäischen oder ozeanischen Boden setzen, so seien ihnen die folgenden Zitate ins Stammbuch geschrieben:

Cicero
"Audiatur et altera pars."
(Auch die Gegenseite werde gehört.)

Horaz
"Aurea mediocritas"
(Goldener Mittelweg)

Thomas von Aquin
"Bonum commune est melius quam bonum unius"
(Das gemeinsame Wohl ist besser als das des einzelnen)

Schiller
"Afflavit deus et dissipati sunt"
(Gott, der Allmächtige, bliess, und die Armada flog nach allen Winden"

somit bleibt nur noch mit Cato d.Ä. zu schliessen:

"Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!"

Wer hier das neue Karthago ist, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen...

Tabula duplex
(grch. Diptychon),
Römische Wachstafel für Notizen samt Schreibgriffel

 

 

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(PL)